Belinfante, Gebrüder

[42] Belinfante, Gebrüder. M. C. Belinfante und J. Belinfante errichteten 1804 im Haag eine Buchdruckerei und Buchhandlung unter der Firma Belinfante & Co. Ihre ersten Verlagsartikel waren ihre selbstverfaßten Schriften. Der erstere schrieb belletristische Werke jüdischen Charakters, der zweite war damals Journalist bei den Sitzungen der »National-Versammlung« und bearbeitete für die neue Firma Jahrbücher, Register und Broschüren über ausländische Politik. Einer der ersten Verlagsartikel war der Almanac de la[42] République française, welcher mit abgeändertem Titel der Ursprung des jetzt noch erscheinenden Hof-, Ryks- en Residentie-Almanak ist.

Als 1806 Ludwig Napoleon König von Holland war, erschien bei B. im Druck und Verlag »Lois constitutionnelles du Royaume de Hollande« und andere offizielle Staatsschriften. Die fortdauernde Residenz-Aenderung Napoleons verpflichtete die beiden Brüder auch ihren Wohnort jedesmal zu ändern. Sie verließen den Haag und gingen nach Utrecht und kaum dort eingerichtet, mußte die Druckerei nach Amsterdam herüber gebracht werden. Dort führte bereits ein jüngerer Bruder unter der Firma Gebr. Belinfante eine Buchhandlung.

1810, als Holland unter die französisch-kaiserlichen Provinzen eingereiht wurde, erschien bei B. in Amsterdam »Naamlyst van grootwaardigheidsbeklceders, marschaalken enz., van het Fransche Keizerryk« und der »Code Napoléon, décrété par le corps législatif«.

Nach der Revolution von 1813 zogen die Brüder wieder nach dem Haag und nahm der eine das Amt als zweiter Redakteur des Niederl. Staatsanzeigers an.

M. C. Belinfante starb 1827, das Geschäft wurde nun von J. Belinfante bis 1844 weitergeführt; dessen Nachfolger waren sein Sohn Isac B. und sein Schwiegersohn Aron B. Die Hauptverlagswerke Periode waren: Het Weekblad van het Regt und die juristische Zeitschrift Themis. Außerdem arbeiteten die Besitzer für Zeitungen und Zeitschriften, wofür sie regelmäßig den Sitzungen der Gerichtshöfe beiwohnten. Dadurch entstanden Verbindungen mit den leitenden Juristen, was dem Verlag vorzugsweise einen Strich ins Juridische gab. Viele von den Sammelwerken des Verlages wurden durch die Inhaber der Handlung selbst bearbeitet.

1858 übergab Isac B. das Geschäft seinem Mitarbeiter, der den Verlag noch nach anderer Richtung ausdehnte. Unter dem neuen Besitzer erschienen Stuivers-magazyn, eine Ausgabe des englischen Penny-magazine und De Bazar, die holl. Ausgabe der Modenwelt.

1859, als Aron Belinfante sich aus dem Geschäfte zurückzog, wurde der Verlag wieder an den früheren Teilhaber Isac B. verkauft, der die Leitung seinem Sohn August übergab, welch letzerer 1867 alleiniger Besitzer wurde und jetzt ältester Chef ist. Unter seiner Leitung wurde die väterliche Firma ganz erneut und entstand ein Verlag, worauf er mit Stolz als seine Arbeit zurücksehen kann.

Als Teilhaber nahm er 1889 seinen Sohn J. E. Belinfante[43] auf und 1894 auch seinen Sohn G. W. Belifante. Der 100seitige Verlagskatalog vom 1895 nebst Nachträgen vom Juni 1897 und Januar 1901 weist eine ansehnliche Zahl von Verlagsartikeln auf, darunter sind fast alle Wissenschaften vertreten; er bildet das getreue Spiegelbild der Verlagsdevise »Labor omnia vincit«.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 42-44.
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