Bodoni, Giambattista

[70] Bodoni, Giambattista. Während Andrea Portiglia 1473 der Begründer der Typographie in Parmas Mauern war, führte G. Bodoni sie zu ihrer höchsten Vollendung; sie ist auch auf die deutsche Druckkunst von Einfluß geworden und steht Bodoni daher mit Recht an dieser Stelle.

Bodoni war am 16. 2. 1740 als Sohn eines armen Buchdruckers in Saluzzo in Piemont geboren, in dessen kleiner Offizin er auch die Anfänge der Druckkunst erlernte. Mit großem Zeichnertalent begabt, wanderte er 1785 nach Rom, wo er in der Druckerei der Propaganda Anstellung als Setzer fand. Er widmete sich besonders dem Studium der orientalischen Alphabete und ward von[70] dem Direktor der Propaganda, Ruggieri, mit der Ordnung der reichhaltigen Stempelsammlung betraut, wobei ihm selbst die Lust ankam, Stempelschneider zu werden. Um sich nun weiter auszubilden, wollte er 1766 nach England gehen, doch eine Krankheit verhinderte dies. Da berief ihn 1768 Marquis Telino im Auftrage des Herzogs Ferdinand von Parma an die Spitze einer nach dem Muster der Kgl. Druckerei in Paris zu Parma gegründeten Anstalt, die unter seiner Leitung bald zu einer der ersten Europas aufstieg. Als Stempelschneider hat er Großartiges geleistet, wie dies glänzend seine 1775 erschienene »Epithalamia exoticis linguis reddita« in 25 teils europäischen, teils orientalischen Sprachen beweist. Er lieferte allein 143 Alphabete Antiqua mit Kursiv und Kapitälchen. Bewunderungswürdige Meisterstücke bilden sein Homer (1785), sein Horaz und Anakreon (1791), sein Virgil (1792), sowie noch viele Klassiker einheimischer und fremder Zunge. An Kostbarkeit ragt über alle hervor seine dreibändige Homer-Ausgabe von 1808, mit einer Widmung an Napoleon I., wofür er eine jährliche Pension von 3000 Fr. einheimste. Sein berühmtestes Werk, das Vaterunser in 155 verschiedenen Sprachen und Typenformen und zwar in 51 europäischen, 82 orientalischen, 12 afrikanischen und 10 amerikanischen, erschien 1806 unter dem Titel »Oratio dominica in CLV linguas versa et exoticis characteribus plerumque expressa« in Folio. Auf Veranlassung König Murats von Neapel druckte er 1812 den »Telemaque«, 1813 Racine, dem noch 1814 Boileau und Lafontaine nachfolgten. Der Druck derselben brachte ihm das Kreuz der Ehrenlegion, sowie ein Ehrengeschenk von 18000 Franken; bereits früher war er zum spanischen Hofbuchdrucker ernannt. Für Buchdrucker spezielles Interesse hat sein »Manuale tipographico«, 2 Bde., das 1818 von seiner Witwe herausgegeben wurde. Seine Lettern fanden Verbreitung in allen Kulturländern. Schon bei Lebzeiten hoch geehrt, starb er am 30. 11. 1813; in Saluzzo wurde ihm 1872 ein Denkmal gesetzt.

Quellen: G. de Lama, Vita del cavaliere G. Bodini, Parma 1816 – (vergl. auch die Quellen-Uebersicht im Katalog der Bibliothek des Börsenvereins I/II. Band).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 70-71.
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