Bridel, Georg

[101] Bridel, Georg. Georg Bridel, wegen seiner späteren vielfachen Beziehungen zum deutschen Buchhandel bekannt, darf hier nicht fehlen. Er wurde am 26. September 1818 zu Vevey geboren, wo sein Vater Direktor des Collège war; bald darauf siedelte die Familie nach Lausanne über, wohin der Vater zuerst an die Akademie als Professor, dann als Pastor an die Kathedrale berufen wurde.

1841 kam Bridel von Lausanne nach Paris und trat als Gehilfe in die Buchhandlung von Delay, damals die einzige protestantische Buchhandlung, die es in der Weltstadt gab.

Drei Jahre darauf kehrte er in seine Heimat zurück und kaufte das Geschäft seines einstigen Lehrherrn, arbeitete bis 1851 vornehmlich als Sortimentsbuchhändler, gab aber dann das Sortiment auf um sich fortan ausschließlich der Verlagsthätigkeit zu widmen.

Schon als junger angehender Buchhändler verband er sich mit gleichartigen Freunden zu einem Jünglingsverein. Seine große Liebe zu Kindern veranlaßte ihn in eine Sonntagsschule als Helfer einzutreten und noch als zwanzigjähriger Buchhandlungsgehilfe gründete er ein Blatt für seine Lieblinge: »Lectures pour les enfants«, das er bis zu seiner Uebersiedelung nach Paris im Jahre 1841 selbständig redigierte und dem er bis zu seinem Tode, im ganzen fünfzig Jahre lang, ein treuer Berater und gelegentlicher Mitarbeiter geblieben ist, das er ferner bei seiner Geschäftsgründung in Verlag nahm und später auch auf seinen eigenen Pressen druckte. Seit 1871 erschien das Blatt mit Bildern unter dem Titel »Lectures illustrées« in einer Auflage von 14000 Exemplaren.

An der Spitze seiner Verlagswerke stehen die religiösen; eine vorzügliche neue Uebersetzung der Heiligen Schrift (La Bible d'après la version de Lausanne), ferner eine Reihe teils volkstümlich erbaulicher, teils gelehrt auslegender Bibelkommentare, Predigtsammlungen von hervorragenden Kanzelrednern, wie Alexandre Vinet, kirchengeschichtliche und apologetische Werke, verschiedene Erbauungsbücher, christliche Biographien u. s. w., auch das große[101] Missionswerk von Burkhardt und Grundemann in guter Uebersetzung und das Sammelwerk: »La Palestine illustrée«, Phototypien von Thévoz mit erläuterndem Text aus der Feder des Pastors Philippe Bridel, eines Sohnes des Verlegers. Seit 1858 erschien eine wissenschaftlich erbauliche Monatsschrift, die sich einen Namen in der ganzen christlichen Welt erworben hat: »Le Chrétien évangelique«. Zwei Jahre später folgte das populäre illustrierte Blatt: »La famile«. Seit dieser Zeit hat diese kleine Zeitung der Jugend wie dem Familienkreise einen reichhaltigen Unterhaltungs- und Belehrungsstoff in christlichem Geiste und in gutem Französisch dargeboten.

Sehr reichhaltig sind die von Bridel verlegten Erzählungen und Novellen: die »Récits St. Gallois« von Tissot, die »Études napolitaines« von Peter, die indischen Skizzen (»Nouvelles hindoues«) des früheren Missionars Glardon, endlich die neuenburgischen Dorfgeschichten von T. Combe (»Croquis montagnards«) etc.

und die waadtländischen Dorfgeschichten von Urbain Olivier, der nicht mit Unrecht der waadtländische Jeremias Gotthelf genannt worden ist.

Ferner verlegte er die geschichtlichen Werke von Professor Vulliemin, von denen besonders die Geschichte der Schweiz (»Histoire de la Confédération suisse«) hervorzuheben ist, und außerdem viele andere historische, geographische, naturwissenschaftliche etc. Werke, auch sehr verbreitete Schulbücher.

Sechs Jahre nach Begründung seines Verlags eröffnete Bridel eine Buchdruckerei, die, zuerst vornehmlich dazu bestimmt, seine eigenen Verlagswerke zu drucken, sich in wenigen Jahren zu einer der bedeutendsten und angesehensten der Schweiz entwickelt hat. Bridel starb am 25. 6. 1889 und hinterließ ein großes, blühendes Verlagsgeschäft.

Quellen: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 1892 (Koenig).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 101-102.
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