Brigl, Bernhard

[102] Brigl, Bernhard. Bernhard Brigl wurde am 11. April 1831 in Fulda geboren und begann seine buchhändlerische Laufbahn 1853, in welchem Jahre er in Gemeinschaft mit Franz Lobeck die Firma Hauptexpedition der Monatsrosen C. F. Scherl in Berlin und Kassel erwarb. Lobeck trat 1861 aus, um einen eigenen Verlag zu begründen, während Brigl die alte Firma unter seinem alleinigen Namen fortführte.[102]

1863 stieß er sein großes Verlagswerk, das »Wissenschaftliche Panorama« ab und verkaufte es an Werner Große in Berlin, der mit diesem Grundstock seine Verlagshandlung begründete.

Den gesamten historischen Verlag Brigls kaufte 1864 E. Kobligk in Berlin an, welches Geschäft 1880 mit der Firma M. Heinsius in Bremen verschmolzen wurde.

Inzwischen, 1865, hatte Brigl das Kommissionsgeschäft von Bernhard Hermann in Leipzig erworben, das er aber nach zweijährigem Besitze an Heinrich Hermann abtrat um nach Berlin zurückzukehren.

Das von Brigl ziemlich ausgebaute Sortimentsgeschäft – es war das von ihm 1867 von C. Mecklenburg erworbene und auch unter dieser Firma betriebene Sortiment – gab er 1869 käuflich an Burmester & Stempell in Berlin ab.

Als Verleger war Brigl während einer Reihe von Jahren mit zum Teil wissenschaftlich bedeutenden Werken thätig. Am meisten bekannt und außerordentlich verbreitet war seine »Haus- und Reise-Bibliothek«, deren sehr wohlfeile Bände zu 10 Silbergroschen die spannendsten Romane von Streckfuß, Friedrich Friedrich, Mützelburg, Dedenroth, Ew. Aug. König u. a. enthielten, welche damals einen sehr großen Leserkreis fanden. Als er im Jahre 1867 nach Berlin zurückkehrte, wandte er sich dem Zeitungsverlage zu, indem er die »Tribüne«, die damals – kurze Zeit nach ihrer Begründung – ein wenig ansehnliches Dasein führte, ankaufte und daran seine verlegerische Tüchtigkeit dermaßen erprobte, daß sie, namentlich nach Beifügung des politischen Witzblattes »Wespen«, bald eins der gelesensten Blätter wurde. Als dann gegen 1880 diese Zeitung von der Fraktion der Linksnationalliberalen angekauft wurde, mit der Absicht, ein Organ der neuen Sezessionisten-Partei daraus zu machen, blieb Brigl zwar noch eine zeitlang in der geschäftlichen Leitung des Blattes thätig, nahm aber bald Veranlassung zum Austritt, weil er die neuen Wege der Redaktion als unheilvoll erkannte. Nach kurzer Muße gewann er dann Energie und Freude zu der Begründung der »Täglichen Rundschau«, deren Probenummer am 1. September 1881 erschien und deren Besitz inzwischen in den Verlag des Bibliogr. Instituts in Leipzig übergegangen ist. Außerdem besaß er aus früherer Zeit noch den Verlag der »Verkehrs-Zeitung«, einer unter den Postbeamten verbreiteten Zeitung, deren Herausgabe ihm persönlich wenig Mühe verursachte.[103]

Für den Berliner Buchhandel war aber die eigenartige Persönlichkeit Brigls von weit größerer Bedeutung als seine geschäftliche Berufsthätigkeit. In den vielen buchhändlerischen Ehrenämtern, die Brigl bekleidete, wußte er durchweg seine Eigenart geltend zu machen, und diese lag vor allem in der Vereinigung großer Gesichtspunkte mit der peinlichsten Fürsorge für scheinbare Kleinigkeiten.

Brigl war der Hauptbegründer des geselligen Vereins der Berliner Buchhändler, und eine lange Reihe von Jahren war er auch Leiter desselben. Ihm und seiner gewinnenden Liebenswürdigkeit ist es hauptsächlich zu verdanken, daß der Verein sich lebenskräftig entwickelte und die Pflanzstätte freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Berliner Kollegen wurde.

1878 wurde Brigl zum Vorsteher der Korporation der Berliner Buchhändler gewählt. Er bekleidete dieses Ehrenamt sechs Jahre hindurch, und die Jahre 1879-1884 waren ganz außergewöhnlich reich an Anstrengungen und Schwierigkeiten. Brigl wollte, einer ihm gewordenen Anregung Folge leistend, eine Erweiterung der Befugnisse der Berliner Bestellanstalt vornehmen, welche bis zum Jahre 1880 fast nur Bestellzettel unter den Berliner Kollegen befördert hatte. Als endlich in einer außerordentlichen Hauptversammlung die Genehmigung zu dem Versuche einer Paket-Ausfuhr erlangt war, da zeigten sich erst die Schwierigkeiten der praktischen Durchführung, und es bedurfte der ganzen Energie und Arbeitslust des Vorstehers wie seiner Vorstandsgenossen, darüber Herr zu werden.

Fast drei Jahrzehnte hindurch ist Brigl Mitglied des Vorstandes des Unterstützungs-Vereins deutscher Buchhändler und Buchhandlungs-Gehilfen gewesen.

Brigl starb am 29. November 1892, das Geschäft seiner Witwe hinterlassend.

Quellen: Tägliche Rundschau 1892; Hilfsbuch für den Berliner Buchhandel 1893; Korporationsbericht der Berliner Buchhändler 1893.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 102-104.
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