Carey, Henry Charles

[138] Carey, Henry, Charles. Henry Charles Carey wurde am 15. Dezember 1793 zu Philadelphia geboren und erhielt von seinem Vater, dem Schriftsteller und Buchhändler Mathew Carey, eine sehr sorgfältige Erziehung. Er erlernte das Geschäft seines Vaters und trat mit seinem 21. Lebensjahre als Teilhaber in die Firma M. Carey in Philadelphia ein. Unter seiner thätigen, umsichtigen Leitung entwickelte sich das Geschäft zu der bedeutendsten amerikanischen Verlagshandlung seiner Zeit, die einen ausgiebigen Verkehr mit Deutschland sich besonders angelegen sein ließ; der junge Carey erwarb sich um den Gang und die Organisation des amerikanischen Buchhandels große Verdienste. Durch Einführung großartiger Verlagsauktionen (trade sales) schuf er in den Vereinigten Staaten einen enormen Bücherabsatz, der besonders im Vergleich mit Deutschland unverhältnismäßig stark war.

In seinem 38. Lebensjahre vertauschte Carey, nachdem er sich ein großes Vermögen erworben hatte, was beim Buchhandel doch verhältnismäßig selten ist, den Beruf eines Buchhändlers mit dem eines Schriftstellers und legte seine Kapitalien in industriellen Unternehmungen an.

Die Nationalökonomie wurde sein Lieblingsstudium, er wurde auch hier ein genialer Reformator. Seine schriftstellerische Thätigkeit[138] begann mit der gründlichen Behandlung der Arbeiterfrage in der 1835 erschienenen Schrift: »Versuch über die Höhe des Lohnes, nebst einer Untersuchung der Ursachen der verschiedenen Lage der arbeitenden Klassen auf der Erde«. 1837-40 erschienen seine »Politische Oekonomie« und »Das Creditwesen von England, Frankreich und den Vereinigten Staaten«. Diesen Schriften folgten im Jahre 1848: »Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft« und 1851: »Die Harmonie der Interessen der Landwirthschaft, Gewerbe und des Handels«. Durch die im Jahre 1858 erschienenen »Handelspolitischen Briefe an den Präsidenten Buchanan«, sowie einige schon früher (1853) erschienene Flugschriften über den Sklavenhandel und sonstige Veröffentlichungen über Geld- und Bankwesen, sowie auch eine buchhändlerisch von großem Interesse zeugende Schrift »Völkerrechtliche Bestimmungen über den Nachdruck«, hatte Carey jetzt auch einen bemerkbaren Einfluß auf die Handelspolitik und Gesetzgebung seines Vaterlandes; nebstdem auch durch Reisen auf dem Kontinent, die dem edlen Forscher nicht minder schätzbare persönliche Verbindungen mit hervorragenden Gelehrten der alten Welt, wie J. von Liebig, Rau, R. von Mohl, Bluntschli u. A. gewannen. Gleichwohl konnte sich Carey der Ueberzeugung nicht verschließen, daß seine Lehre noch nicht die wünschenswerte Verbreitung in Europa gefunden hatte, was ihn zunächst bestimmt haben mochte, seine Ideen in einem Hauptwerk unter dem Titel »Grundlagen der Sozialwissenschaft« möglichst erschöpfend und systematisch zusammenzufassen. Von diesem Hauptwerk, das in englischer, französischer und deutscher Sprache vorliegt, bearbeitete der rastlose Forscher auf vielfachen Wunsch einen gedrängten und populären Auszug (Handbuch der Sozialwissenschaft von H. C. Carey, 1865).

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1865.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 138-139.
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