Delbanco, O. H.

[173] Delbanco, O. H. O. H. Delbanco, Sohn eines Kopenhagener Juristen, kam 1844 als Cand. jur. nach Leipzig, um dort seine Studien fortzusetzen. Eine ausgesprochene Vorliebe für den Buch-, besonders aber für den Musikalienhandel, dem er auch ein ausgeprägtes musikalisches Verständnis entgegenbrachte, ließ ihn jedoch den erstgewählten Beruf aufgeben und bei Friedlein & Hirsch in Leipzig den Musikalienhandel zu erlernen, während gerade C. C. Lose, dem das bedeutendste Musikaliengeschäft in Kopenhagen von seinem Vater zugefallen war, bei Breitkopf & Härtel seine Ausbildung erhielt.

Die Bekanntschaft beider führte zu einer Association, indem Delbanco in das Losesche Geschäft am 1. Januar 1846 eintrat, das nun unter der Firma C. C. Lose & Delbanco fortbestand, bis Letzterer am 31. Dezember 1864 wieder austrat. Delbanco gründete darauf unter seiner Firma ein Verlagsgeschäft, welches er jedoch nur in bescheidenem Maßstabe betrieb und später verkaufte.

Indes ward Delbanco damit nicht dem Buchhandel entfremdet, sondern er blieb bis zu seinem Tode, im Verein mit J. Hegel, Gyldendalsche Buchhandlung, G. E. C. Gad, Universitätsbuchhandlung[173] und C. C. Lose, Mitbesitzer des »Forlagsbureau«, das eine Reihe bedeutender illustrierter Werke zur Geschichte und Statistik Dänemarks und Kopenhagens, das nordische Konversations-Lexikon, eine Anzahl vortrefflicher Reisehandbücher und elegante Ausgaben dänischer Lyriker verlegt hat, vor allem aber die »Illustreret Tidende«.

Das letztere Unternehmen war bereits von Lose & Delbanco geplant und erschien zuerst am 1. Oktober 1859. Es war nicht nur vom pekuniären Standpunkt ein schwieriges Unternehmen in einem so kleinen Lande, sondern es fehlte auch an Mitarbeitern, namentlich an artistischen Kräften. Deutsche Holzschneider wurden berufen und das gegründete Atelier gewann bald Bedeutung. Man konnte sich nach und nach von fremden Klischees lossagen und die Xylographie hat seit der Zeit eine achtunggebietende Stellung in Dänemark erlangt. 21 Jahre hindurch, bis 30. September 1880, besorgte Delbanco allein die Redaktion des Blattes, während Lose sich dem technisch-artistischen Teil widmete.

Großes Verdienst und zwar um den gesamten nordischen Buchhandel erwarb sich Delbanco durch die 1854 erfolgte Begründung der »Dansk Boghandlertidende«, die auf der Skandinavischen Buchhändler-Versammlung in Stockholm 1866 als gemeinsames Organ des Nordischen Buchhandels unter dem Titel: »Nordisk Boghandlertidende«, anerkannt wurde. Das Unternehmen blieb sein Eigentum und als Redakteur war er vollständig unabhängig.

Delbanco war Vorsitzender des Buchhändlervereins, seine Gewandtheit mit der Feder machte ihn fast zum ständigen Sekretär bei allen größeren Buchhändler-Versammlungen. Er starb am 2. 8. 1890.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1890 (Lorck).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 173-174.
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