Egenolff, Christian

[198] Egenolff, C. Christian Egenolff (Egenolphus) wurde am 26. Juni 1502 in Hadamar an der Els in Nassau geboren. Mit 14 Jahren kam er nach Mainz, um als Scholar auf der dortigen Universität seine humanistischen Studien zu beginnen. Wie lange Egenolff in Mainz blieb und wann er die Universität verließ, ist nicht bekannt. Er muß sich aber frühzeitig der Buchdruckerkunst gewidmet haben, denn schon im Jahre 1529 finden wir ihn zu Straßburg als selbständigen Drucker. Sein frühester Druck ist ein aus demselben Jahre stammendes Werk: »Gerardi Noviomagi, vita Philippi a Burgundia etc.«, dem noch etwa ein Dutzend Drucke in Straßburg nachfolgten. Als letztes zu Straßburg von ihm gedrucktes Buch wird angeführt: »Ausgebrante und distillirte Wasser, wie sie zu iedem Gebresten des Menschen Leibes vnd worzu sonst deren Gebrauch fürträglich dienen. Jetzt newlich nach Ordnung mit großem Fleiß zusammen bracht. Samt dessen einen kurtzen Bericht vnd fürgestelltem Register etc. Straßburg, Christ. Egenolff. August 1530.«

Unbekannte Gründe haben Egenolff veranlaßt, Straßburg zu verlassen; im Jahre 1530 suchte er beim Rate zu Frankfurt a. M. um Aufnahme in die Bürgerschaft nach, welche ihm auch am 27. Dezember des gleichen Jahres gewährt wurde. Er hat die Kunst Gutenbergs in Frankfurt eingeführt, wie auch die später an seinem Hause »zum Wiltperg« auf dem Kornmarkt Nr. 20 von ihm selbst angebrachte Tafel besagt:

Ab invecta huic urbi a se primo typographia an. XIII.

domum hanc Christianus Egenolphus Hadamarien.

extrui f. anno Dni MDXLIII

[198] auf deutsch: »Im 13. Jahre seit der durch ihn erfolgten Einführung der Buchdruckerei hierorts hat Christian Egenolff aus Hadamar dieses Haus erbauen lassen im Jahre des Herrn 1543.« Der früheste seiner Frankfurter Drucke war vom Mai 1531 datiert und führt den Titel: »Der Stab Jacobs, eine Anleitung zum Messen, vom Stadtschreiber Köbel zu Oppenheim entworfen.« Auch ein Rechenbuch desselben Verfassers ist anscheinend noch in jenem Jahr bei Egenolff im Druck erschienen. Außerdem kennt man einen Abdruck der goldenen Bulle aus dem Juli des Jahres 1531, sowie einige weitere Werke aus demselben Jahre. Für den Rat war er ebenfalls um jene Zeit thätig, wie eine von ihm gedruckte Freizeichenordnung im Stadtarchiv beweist. Am Schlusse des Jahres 1532 druckte Egenolff die »Notel von Abthuung der Meß« für den Rat. Egenolff hat zum Teil bei der Zusammenstellung und Redaktion seiner Verlagsartikel selbst Hand angelegt, was ihm vermöge seiner humanistischen Bildung nicht schwer fiel. 1535 gab er eine von ihm selbst aus den besten Historiographen zusammengestellte »Chronika« heraus, »on alles Gutdünken, nach historischer Art, dir das Urtheil hinstellend«. Egenolffs Druckerzeichen zeigte einen Altar mit brennendem Herzen, das gleiche Signet, das 1613 der Frankfurter Drucker Johann Bringer führte. Im Frühjahr 1539 machte Egenolff Ph. Melanchthons Bekanntschaft, aus der sich eine innige Freundschaft, welche später durch gegenseitigen Briefwechsel gefördert wurde, entwickelte. Ferner ist hier der Frankfurter Gymnasialrektor Jacob Micyllus zu nennen, der Egenolff besonders befreundet, ihn in lateinischen Stanzen feierte und dessen Werk de re metrica Egenolff verlegte. Am 9. 2. 1555 starb Frankfurts erster Drucker; seine Witwe Margarethe führte das stattliche Geschäft, zu dem noch eine Anzahl großer Häuser, Wiesen und Weingärten gehörte, bis zu ihrem Tode 1577 fort, später kommt die Firma als Christian Egenolffs Erben vor. Ein Drucker Paul Egenolph kommt um 1611 in Marburg vor, eins seiner Signete war demjenigen des Frankfurter E. verwandt: eine Hand mit brennendem Herzen.

Quellen: Dr. H. Grotefend, Chr. E., Frankfurt 1881.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 198-199.
Lizenz:
Faksimiles:
198 | 199
Ähnliche Einträge in anderen Lexika