[239] Falkeisen, Th. Das Leben dieses Baseler Buchdruckers und Buchhändlers bietet hauptsächlich wegen seines kulturhistorischen Hintergrundes Interesse. Theodor Falkeisen wurde 1630 als Sohn des Ratsherrn Peter Falkeisen zu Basel geboren und erlernte die schwarze Kunst bei den Gebrüdern König und war dann mehrere Jahre bei Elzevier in Amsterdam und Leiden thätig, mit deren Verlagswerken er Frankreich, Italien und England bereiste.
1659 kehrte er nach Basel zurück und eröffnete im Hause zur Taube eine Buchdruckerei und Buchhandlung. »Das erste Werk, welches aus seiner Presse hervorgehen sollte«, sagt Burckhardt in seiner Monographie, »war eine neue Auflage der 1617 in Heidelberg cum notis Pauli Tossani erschienenen Heiligen Schrift, vermehrt durch die auf der Dordrechter Synode genehmigten Noten und Glossen französischer, niederländischer und englischer Theologen, wofür er vom Kurfürsten der Pfalz, als damaligem Reichsvikar, sich ein dreißigjähriges Privilegium erteilen ließ.« Mit dem Druck dieser Bibel kam Falkeisen aber nicht vorwärts; er wurde von den Ortsdruckern als Meister nicht anerkannt und sein Privilegium angefochten; sein Korrektor wurde ihm abwendig gemacht und die Mitarbeiter des Werkes gegen ihn aufgehetzt, sodaß sie kein Manuskript lieferten. Falkeisen kam dadurch in geschäftliche Not, verlor den Kredit bei seinen Lieferanten und ergab sich schließlich dem Trunke. Um ihn finanziell noch einmal aufzurichten, kam ihm sein Schwager Mangold zur Hilfe, jedoch vergebens. Falkeisen kam immer mehr in den Sinnentaumel, die Klagen gegen ihn mehrten sich, was den Baseler Rat 1662 veranlaßte, ihn gefangen zu setzen. Die Druckerei wurde Mangold zugesprochen, Falkeisen mußte Basel strafweise verlassen; mit einem Unterhaltsgeld von 100 Thalern wandte er sich nach Heidelberg, wo ihn der ihm sehr gewogene Kurfürst zum[239] Oberstallmeister ernannte. Kurfürst Carl Ludwig verwandte sich auch bei dem Baseler Rat für Falkeisen, jedoch ohne Erfolg. »Nimmermehr könne man doch zugeben, daß der heiligen Bibel Titelblatt mit dem Namen eines Verwiesenen, an Gott und seiner Obrigkeit untreuen, meineidigen Menschen beschmutzt werde,« war die Antwort der Baseler. Falkeisen verfaßte eine Schmähschrift gegen den Rat, die diesen zu einer Gegenschrift veranlaßte. Falkeisen versuchte nun doch seine Bibel zu drucken; er ging nach Hanau und erließ von da aus die Druckankündigung. Mit kaiserlicher Unterstützung kam der Nachdruck trotz der eifrigen Gegnerschaft Basels auch wirklich 1668 zustande und wurde in den Handel gegeben.
Falkeisen war in seinen Unternehmungen gegen Basels Obrigkeit nicht unglücklich; sowohl der Herzog von Lothringen als Badens Regierung unterstützten ihn. Da beschloß der Baseler Rat die Achtserklärung gegen Falkeisen auszusprechen, was diesen nicht hinderte, mit einem großen Offiziertroß Basel selbst aufzusuchen, so der Obrigkeit Trotz bietend. Das war sein Verderben; der Rat ließ ihn verhaften und ihm den Prozeß machen. Das von ihm erst verweigerte Geständniß wurde durch Folterungen erpreßt und am 6. 12. 1671 erging folgender Spruch: »Weil Theodor Falkeisen das crimen laesae majestatis vielfältig begangen, soll derselbe mit dem Schwert vom Leben zum Tode gerichtet... werden.« Da man Teilnahme für Falkeisen fürchtete, wurde er am anderen Tage »in aller Stille ohn das Läuten der Pabstglocke im Werkhofe enthauptet«.
Quellen: Em. Burckhardt, Th. F. (Ausschnitt, o. J. in der Börsenvereins-Bibliothek-Leipzig).