Finsterlin, Johann Anton

[246] Finsterlin, J. A. Joseph Anton Finsterlin wurde am 12. April 1776 in Donaueschingen als Sohn des Fürstl. Fürstenbergschen Stallmeisters Finsterlin geboren. Er absolvierte das dortige Gymnasium und Lyceum, und gab schon mit 11 Jahren Stunden, zur Unterstützung der Seinigen. 1793 begab er sich zu seiner weiteren Ausbildung auf die Universität nach Wien, doch sah er sich durch seine spärlichen Geldmittel gezwungen, neben seinem Studium eine Hofmeisterstelle zu suchen. Er fand diese bei dem Reichsgrafen Albert von Castell, wo er von 1794-1801 blieb. Nach einer größeren Reise durch Deutschland begab er sich nach Triest und fing an sich nautische Kenntnisse anzueignen, weil er den Plan hatte, zur Marine zu gehen; allein Verhältnisse brachten ihn davon ab, und er nahm abermals eine Erzieherstelle, in dem Handlungshause von F. X. Riedmüller, an. Später kam er nach München, wo er eine Stellung in einem Bankhause fand, um sich nun dem Handlungsfach zu widmen. 1806 begründete er ein Engros-Geschäft, hatte jedoch mit mancherlei Schwierigkeiten gegen den damaligen Zunftgeist zu kämpfen und mußte überdies bedeutende Verluste durch mißbrauchtes Vertrauen erleiden. Seine Liebe zur Litteratur trieb ihn zum Buchhandel, den er in Wien und München kennen lernte. 1817 erwarb er in Gemeinschaft mit Karl Thienemann[246] aus Gotha durch Kauf die Buch-, Kunst-, Musik- und Landkarten-Handlung von Fr. Xav. Stöger. Die Stögersche Buchhandlung bestand seit 1798, in welchem Jahre sie von J. von Aretin gegründet worden war; die Firma ging dann an Johann Esaias Seidel über, der sie 1803 an Joh. Joseph Scherer abtrat. Dieser führte sie bis zum Verkauf an Stöger, 1809, als Scherersche Buchhandlung fort (sein Verlag ist 1809 an E. A. Fleischmann übergegangen). K. Thienemann, bekannt durch seinen eigentümlichen Lebensgang und vielseitige Talente, welche er als Schauspieler, Buchhändler, dramatischer und Jugend-Schriftsteller erprobte, trat 1822 aus der Handlung aus.

Finsterlin hatte neben seinem Sortiment einen nicht unbedeutenden Verlag, unter dem namentlich das mit Unterstützung des bayerischen Königs Maximilian herausgegebene kostbare Werk mit Originallithographien Senefelders »Turnierbuch Herzog Wilhelms IV. von Bayern von 1510-1545« (erschienen 1818-1828) hervorragt. Ferner seien hervorgehoben: J. Döllingers Verhandlungen der ersten Ständeversammlung von 1819, 14 Bände; desselben bayerische Verfassung, 3 Bände 1818; Senefelders Lehrbuch der Steindruckerei 1818; Schwabs veterinär-wissenschaftliche Werke, 10 Bände; Salats philosophische Werke, 7 Bände u. v. a.; vor allem Bavarica, an der Spitze der seit 1821 lange Jahre erschienene bayerische National-Kalender.

1842 bezw. 1845 hatte Finsterlin, gestorben am 4. August 1853, in das immer größer werdende Geschäft seine Söhne Louis und Joseph Alphons Finsterlin als Teilhaber aufgenommen. 1862 trat Louis Finsterlin aus der Handlung aus und gründete ein eigenes Geschäft durch Uebernahme der Chr. von Schmidschen Schriften von der Wolffischen Verlagsbuchhandlung in Augsburg (gegr. 1708), daneben auch Sortiment betreibend. Seit 1882 befindet sich die Firma Louis Finsterlin im Besitz von Heinrich Müller.

Joseph Alphons F. führte das väterliche Geschäft mit seinen Söhnen fort, 1894 ging es in den Besitz von Max Rosenthal über, der das Geschäft, das seither Jos. Ant. Finsterlin Nachf. firmiert, 1899 an Bernhard Walter Jacobi käuflich abtrat.

Quellen: Bayr. Nationalkalender 1854; vergl. auch Artikel Senefelder.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 246-247.
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