[265] Franklin, B. und J. Den Deutschen gebührt das Verdienst, auch in Amerika wie ja in so vielen anderen Ländern die Druckkunst eingeführt zu haben und zwar geschah dies durch Jakob Kromberger (gest. 1541), dessen Offizin in Sevilla im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts in höchster Blüte stand. Der spanische Vizekönig Antonio de Mendoza war 1535 als Gouverneur nach Mexiko gesandt worden und hatte Kromberger ermutigt, für die Kolonie zu drucken. »Den Anlaß dazu gab,« wie Häbler berichtet, »der Wunsch des Bischofs Zumarraga von Mexiko, den Geistlichen und Missionaren für die Katechese ein Hilfsbuch in der Sprache der Eingeborenen an die Hand zu geben. Diesen Katechismus in der Nahua-Sprache begann Kromberger nun in Sevilla zu drucken, er überzeugte sich jedoch bald, daß die Vollendung rasch und sicher nur da erreicht werden könne, wo die lebendige Fühlung mit der Nahua sprechenden Bevölkerung bestand. So entsandte er denn unter der Leitung des Italieners Giovanni Paoli seine Drucker nach der amerikanischen Hauptstadt und errichtete dort eine Filiale im mexikanischen Novizenhause, die nach Johann Krombergers Tode in den Besitz Paolis überging und lange Jahre hindurch die einzige Druckwerkstätte der neuen Welt bildete.« Wir können hier auf die ersten Drucker Amerikas nicht näher eingehen, wollen jedoch kurz bei dem berühmten Franklinschen Brüderpaare etwas verweilen.
Der ältere der beiden Brüder, James Franklin, hatte in England die Buchdruckerkunst erlernt und sich 1717 in Boston niedergelassen, wo er die Zeitung The Boston Gazette druckte. Als ihm der Druck entzogen wurde, gab er von 1720 ab die Zeitung The New England Courant heraus, die ihm aber eine ungemeine Menge von Censurschwierigkeiten brachte und eine zeitlang unter dem Namen seines Bruders herausgegeben werden mußte. Später hat James Franklin in New-York weitergedruckt und hier die Zeitung The Rhode-Island Gazette herausgegeben. Er starb 1734.
Der berühmtere der beiden Brüder, Benjamin Franklin, geb. 17. 1. 1706 zu Boston als 16. Kind eines eingewanderten[265] Seifensieders, gest. 17. 4. 1790 in Philadelphia, trat im 12. Jahre als Lehrling in des Stiefbruders Offizin ein. Es wurde im Lehrbrief bestimmt, daß er bis zum 21. Jahre lernen sollte. Bekanntschaft mit Buchhändlerlehrlingen, die ihn hin und wieder leihweise mit Büchern versorgen konnten, machte es ihm möglich, seinen Wissensdurst zu befriedigen und an seiner Fortbildung zu arbeiten. Für die Zeitung seines Bruders schrieb er Artikel, die im Anfang, da er sich nicht verraten wollte, von ihm des Nachts unter der Thür der Druckerei hindurchgeschoben und so andern Tags gefunden wurden.
Uneins mit seinem Bruder verließ er 1723 Boston, ging nach Philadelphia und von da nach London, um dort das Inventar einer kleinen Druckerei einzukaufen. Die mitgebrachten Kreditbriefe stellten sich jedoch wertlos heraus und so trat Francklin in die Druckerei von Palmer als Gehilfe ein. Hier wurde er mit dem Setzen von des englischen Moralphilosophen Wollastons Natürlicher Religion beschäftigt (The religion of nature delineater, London 1724), welches Buch ihm eine Erwiderung abzwang, die er unter dem Titel »Eine Dissertation über Freiheit und Notwendigkeit, Vergnügen und Schmerz«, selbst setzte und auch druckte. In Erwartung lohnenderen Verdienstes vertauschte er seine Stellung bei Palmer mit derjenigen in der viel größeren Offizin von Watts, wo er die übrige Zeit seines 18monatlichen Londoner Aufenthalts verbrachte.
Am 11. 10. 1726 landete Franklin in Philadelphia und übernahm die Leitung von Keimers Druckerei, die sich in arger Verwahrlosung befand. Bei Keimer hat Franklin die erste Kupferdruckpresse in Amerika gebaut.
Mit Kapital-Unterstützung eines vermögenden Berufsgenossen, Meredith, legte Franklin nun selbst eine Druckerei in Philadelphia an, kaufte von Keimer die Zeitung »Der allgemeine Unterrichter in allen Künsten und Wissenschaften und Philadelphia-Zeitung« und setzte sie fort. 1730 zahlte er seinen Teilhaber aus und führte nun die Offizin selbständig weiter.
Eine von Franklin verfaßte, aber anonym verausgabte Flugschrift »Die Natur und Notwendigkeit des Papiergeldes« fand großen Beifall und verschaffte außerdem Franklin eine Reihe gewinnbringender Druckaufträge. 1732 veröffentlichte er unter dem Namen Richard Saunders zum erstenmal seinen Kalender, den er 23 Jahre lang unter dem Titel »Kalender des armen Richard« fortsetzte.
1733 legte Franklin in Charleston (Süd-Karolina) eine Druckerei an, die er durch einen Gehilfen verwalten ließ; dieser stand im[266] Gesellschaftsvertrage mit Franklin und seine Witwe hat letzterem die Offizin abgekauft.
Dem nunmehr einsetzenden Wirken für das öffentliche Wohl, seine Verdienste als Staatsmann zu schildern, können wir hier nicht folgen. Der Mann, »der dem Himmel den Blitz entriß, dem Tyrannen das Zepter«, der für die Bildung seines Volkes unermüdlich wirkte, hat auch eine umfangreiche schriftstellerische Thätigkeit entwickelt. Die Ausgaben seiner Schriften sind zahlreich (1793, 1806, 1818/19, 1882), die vollständigste (10 Bände) gab 1886 von Bigelow heraus, eine deutsche Ausgabe ist von A. von Binzer 1829 in 2 Bänden veröffentlicht worden.
Charakteristisch ist die von ihm selbst verfaßte Grabschrift, die in der Uebersetzung lautet: Hier ruht der Leib B. Franklins, Buchdruckers (gleich dem Deckel eines alten Buches, dessen Inhalt herausgenommen ist und der seiner Ausschrift und Vergoldung beraubt wurde), Futter für die Würmer! Doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern einstens in einer neuen und schöneren, vom Verfasser durchgesehenen und verbesserten Auflage erscheinen.
Quellen: B. F., Selbstbiographie (mit Vorwort von B. Auerbach u. hist. Einleitung von F. Kapp) Berlin 1882; Sparks, Life of B. F. 1856.