[272] Froben, J. Johannes Froben, einer der berühmtesten Buchdrucker und Buchhändler, hat Basel zur Metropole des deutschen Buchdrucks und Buchhandels zu Anfang des 16. Jahrhunderts erhoben.
Froben war um 1460 zu Hammelburg in Franken geboren und kam nach Basel, um sich auf der dortigen Universität auszubilden. Durch seine Bekanntschaft mit ⇒ Joh. Amerbach, welchen er durch Vermittelung seiner Landsleute ⇒ Adam und Johann Petri von Langendorff kennen lernte, wurde er zur Druckkunst hingeführt, indem er zuerst als Korrektor bei Amerbach arbeitete.
1490 zum Bürger von Basel geworden, begann er ein Jahr später seine selbständige Wirksamkeit durch den Druck der Biblia integra in Oktav mit zierlicher gothischer Schrift, zweispaltig mit Signaturen. Von da ab hat er 36 Jahre lang, bis 1527, mit immer zunehmender Thätigkeit gedruckt, allerdings niemals ein deutsches Buch.
Durch seine Vermählung mit der Tochter des gelehrten Baseler Buchhändlers Wolfgang Lachner gewann er dessen tüchtige Kraft für sein Verlagsgeschäft. Lachner, der Officinae Frobenianae princeps, war auch pekuniär für Froben von besonderer Bedeutung.
Als Korrektoren oder Kastigatoren dienten Froben neben Lachner auch Johann Oecolampadius, Marcus Heiland, Wolfgang Musculus und Erasmus von Rotterdam.
Namentlich seine langjährige Freundschaft mit Erasmus, mit dem Germaniae decus, wie ihn Froben verehrungsvoll nennt, zeitigte Früchte, die der ganzen damaligen gebildeten Welt zu gute kamen. Die Bekanntschaft wurde eingeleitet durch das Erscheinen[272] von Erasmus Adagiorum Chiliades tres ac Centurie fere totid, einer Sammlung alter Sprichwörter, die auch typographisch von Bedeutung ist, da sie das erste Werk Frobens mit aldinischer Cursivschrift war.
Frobens Sorgfalt war stets auf eine möglichst schöne Schrift gerichtet, er hat die bisherige schwerfällige, eckige gothische Schrift abgeschafft und dafür die zierliche, feine aldinische eingeführt, die er Aldus Manutio in Venedig nachahmte. Auch für gutes Papier war Froben stets bemüht; er bezog solches meist aus Lothringen. Zur Ausschmückung der Titel und Borduren bediente sich Froben vornehmlich des berühmten Hans Holbei, daneben auch des geschickten Formschneiders Urs Graf.
Die beiden Frobenschen Verlagsartikel, welche Erasmus nicht nur mit herausgab, sondern auch in die gelehrte Welt einführte, war das 1516 in der Ursprache erschienene Neue Testament und die gleich darauf folgende 9bändige (der 10. Band erschien erst 1520) Ausgabe der Werke des Kirchenvaters Hieronymus.
Fechtner (in seinen Miscellen zur Baseler Buchdruckergeschichte, siehe Quellen am Schluß dieses Artikels) nimmt an, daß Johann Froben vor 1520 auch Luthersche Schriften gedruckt habe und nur durch die Vorhaltungen des Erasmus davon abgegangen sei.
Ferner glaubt er beweisen zu können, daß neben Johann Froben noch ein zweiter Johann Froben, ein Neffe des ersteren, zu gleicher Zeit in Basel gedruckt habe und diesem jüngeren Froben will er die Scholien zu den Erasmischen Silenis Alcibiadis vindizieren.
Froben druckte bald mit vier, später mit sieben Pressen über 300 meist sehr bedeutende Werke, als deren letztes den Anfang der erst nach Frobens Tode fertig gewordenen Ausgabe der Werke des Kirchenvaters Augustinus. Einige seiner ausgezeichneten Schrifttypen wurden von ⇒ Melchior Lotter 1520 bei Anlage seiner Wittenberger Druckerei bezogen. In Geschäftsverbindung trat Froben in weiterem Maße mit ⇒ Franz Birckmann in Köln. Das Druckerzeichen Frobens stellt einen von zwei Händen gehaltenen, von zwei Schlangen umwundenen Stab, auf dem eine Taube sitzt, dar und wurde von Ambrosius Holbein gezeichnet.
Frobens Druckerei ging auf den ältesten Sohn, Hieronymus Froben, geb. 1501, gest. 1563, über, dessen eigentliche Thätigkeit mit 1528 im Hause »zum Luft« begann, obgleich schon 1520 zwei Werke mit seinem Namen erschienen waren.[273]
Johannes Herwagen, der die Witwe Johann Frobens geheiratet hatte, trat bald in Beziehungen zu seinem Stiefsohn, mit dem er von 1525 ab druckte. 1529 gesellte sich zu beiden noch Nicolaus Episcopius, welcher des Hieronymus Schwester geheiratet hatte. 1531 löste sich diese dreifache Verbindung zum Teil auf, indem J. Herwagen austrat und allein bis 1560 weiterdruckte. Herwagen war 1497 geboren und 1523-28 in Straßburg als Drucker thätig gewesen. Sein Signet war eine reichverzierte Säule mit dreifacher Merkursherme, von denen die eine den mit zwei Schlangen umwundenen Merkurstab im linken Arme hält.
Nicolaus Episcopius, geb. 1501 zu Montdidier en Bresse, war seiner Religion wegen nach Basel geflüchtet. Sein Sohn, ebenfalls Nicolaus Episcopius (Sohn) geheißen, eröffnete im Haus zum Sessel am Todtengäßlein eine eigene Offizin und druckte in seiner letzten Lebenszeit (er starb 1566 im Alter von 35 Jahren) zusammen mit seinem Bruder Eusebius Episcopius (geb. 1540, gest. 1599).
Der letztere führte die Druckerei noch einige Zeit für die Hinterlassenen seines Bruders gemeinschaftlich fort: et Nicolai fratris haeredes; dann druckte er allein weiter und kaufte die Herwagensche Offizin von Johannes Herwagen (Sohn) (geb. 1530) an, die er mit der seinigen vereinigte. Das Signet der beiden Episcopius stellt eine Hand dar, die einen Bischofsstab hält, auf dem ein Kranich steht, das Ganze ist mit ornamentaler Verzierung umgeben. Von ihren 35 berühmtesten Druckwerken sind die meisten Ausgaben der Klassiker, kommentiert von berühmten Humanisten.
Des Hieronymus Froben Söhne Ambrosius und Aurelius Froben setzten gemeinschaftlich des Vaters Geschäft bis 1603 fort; sie führten das Druckersignet des Großvaters. Unter den Druckwerken befindet sich auch der 1588 erschienene Talmud, um dessen Druck und Lieferung sich ein langjähriger Prozeß entwickelte, über welchen H. Pallmann im 7. Bande des Archivs für Geschichte des deutschen Buchhandels Näheres berichtet.
Quellen: Stockmeyer und Reber, Beiträge zur Basler Buchdruckergeschichte 1840; Beiträge zur vaterländ. Geschichte, 3. und 9. Band, Basel 1846 und 1870; Wegelin, Buchdruckereien der Schweiz, St. Gallen 1836; vergl. auch Kapp, Geschichte des deutschen Buchhandels, I. Bd.; Klemm, Katalog, Dresden 1884.