[282] Fromme, C. Carl Fromme war am 24. 8. 1828 in Harburg a. E. geboren. 1843 trat er bei Hoffmann & Campe in Hamburg in die Lehre und blieb auch nach Vollendung derselben bis zum Jahre 1851 dort. Seine Wanderschaft führte ihn in A. Hauptmanns Buchhandlung in Brünn, wo er aber nur ein Jahr blieb, da ihm eine Stelle bei Tendler & Co. in Wien angeboten worden war. 1853 übernahm er in Gemeinschaft mit Silv. Pötzelberger dieses Geschäft für eigene Rechnung.
Die alte Firma Tendler, 1748 gegründet, Anfang des 19. Jahrhunderts unter der Firma Tendler & Sohn, dann Tendler & Schäfer, endlich Tendler & Comp. geführt, ging 1862 in den alleinigen Besitz Frommes über. Den alten Verlag, mit Ausnahme[282] der Kalender, verkaufte er an ⇒ C. Gerolds Sohn.
1868 trat er das Sortiment an Jul. Grosser ab und firmierte für den Kalenderverlag fortan Carl Fromme. Den bisher noch unter der Firma Tendler & Comp. geführten Nebenverlag übernahm die Firma Fues Verlag (R. Reisland) in Leipzig, die ihn mit dem ihrigen vereinigte.
Von Karl Winternitz & Comp. erkaufte Fromme 1867 die Keck & Pierersche Buchdruckerei und Schriftgießerei, die damals nur aus drei Maschinen und zwei Handpressen bestand. Für die bis zum Jahre 1874 in seinem Besitze befindliche Schriftgießerei brachte Fromme unendliche Opfer. Sein Verdienst ist es, die Schriftgießerei aus ihrer primitiven handwerksmäßigen Lage auf künstlerische Höhe gebracht zu haben, in welch edler Aufgabe er durch den genialen Stempelschneider Carl Brendler kräftigst unterstützt wurde. Die Proben dieser Gießerei wurden mit großem Luxus ausgestattet und waren unstreitig mit die Bahnbrecher des heutigen kunstvollen Schriftprobendruckes. Es gab keine Novität, die Fromme nicht für seine Gießerei erwarb; aber die Arbeitslast wurde denn doch mit der wachsenden Ausdehnung der Buchdruckerei eine zu große, und zog es Fromme vor, die Schriftgießerei an Brendler abzutreten.
Mit dem regsten Eifer widmete sich Fromme nunmehr der Ausgestaltung seiner Druckerei. Die Anerkennung, welche sich die Wiener Satz- und Druckkunst seitens der typographischen Welt zu erringen wußte, ist zum guten Teile auf die Initiative Frommes zurückzuführen.
Eine seiner schönsten Leistungen auf diesem Gebiete war das Ehrendiplom des Wiener Faktoren-Vereins. Wäre nichts Anderes aus dieser Offizin hervorgegangen, dies eine Blatt schon sicherte ihm größten Ruhm. Fromme spendete dem Vereine dieser Meisterleistung, dessen Ehrenmitglied er seit dem Jahre 1878 war.
Die graphische Ausstellung Frommes im Jahre 1873 in der Rotunde in Wien erregte in Fachkreisen das größte Aufsehen. Damals hatte noch Niemand eine Idee, welch' großes Feld die Kunst des Accidenzsatzes in sich birgt, und als die Hunderte und Hunderte von Nippsachen in tadelloser Form aus dem Schatzkästlein Frommes zur Schau gelegt wurden, da ging durch die Fachpresse nur eine Stimme: die des ungeteiltesten Beifalls. Damals erwarb sich Fromme in Ehren das Prädikat »Meister«, wie er auch bis an[283] sein Lebensende stolz auf diesen Titel war, den ihm die ganze Buchdruckerwelt verlieh. Das sichtbare Zeichen der Anerkennung kunstgewerblichen Strebens durch den Kaiser Franz Joseph wurde ihm zuteil durch Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens. Die Jury aber erkannte durch Verleihung der Medaille »Für guten Geschmack«, eine Auszeichnung, die nur Fromme zuteil wurde, seine bleibenden Verdienste an. Von diesem Zeitpunkte an datiert der Ruf der Anstalt in aller Welt.
1876 erhielt Fromme den Titel eines k. k. Hofbuchdruckers. Er gründete einen österreichischen Kalender-Verlag, der sowohl durch seine typographische Ausstattung, wie durch die wachsende Ausdehnung nahezu einzig in seiner Art dasteht. Die Frommeschen Kalender sind beinahe in der ganzen zivilisierten Welt bekannt und jedes Exemplar trägt durch seine mustergiltige Ausstattung zur Glorifizierung der Wiener Druckindustrie bei.
Was Fromme als Kalender-Verleger geschaffen und geopfert hat, ist in hohem Grade anzuerkennen. Mit Vogls Volkskalender, dem Naderschen Medizinal-Kalender und einigen Wandkalendern begründete er im Jahre 1867 den eigentlichen österreichischen Kalender-Verlag. Fast für jedes Gebiet des Willens und der Technik schaffte Fromme ein Vademecum in Form des Kalenders, und trotz der großen Konkurrenz, die nicht immer wählerisch, das sonst lohnende Gebiet zur Marktware, herabdrückte, bewahrte Fromme in seinen Ausgaben, die zum Teil hohe Auflagen bis zu 100000 Exemplaren aufwiesen, elegante Ausstattung und gediegenen Inhalt.
Das größte litterarische Werk, das Frommes Pressen schafften, waren die bei Braumüller erschienenen Memoiren Metternichs. Damals, als der Druck vergeben wurde, schwankte es zwischen Holzhausen und Fromme; ersterer hatte allerdings den Weltruf des besten Bücherdruckers für sich, trotzdem erhielt Fromme den ehrenden Auftrag; und wie außerordentlich zufriedenstellend er ihn löste, darüber giebt das Werk selbst Auskunft. Der Verkehr mit allen Autoren, nicht nur mit denen seines Verlags, war ein mehr freundschaftlicher als trocken geschäftlicher, und das Komptoir Frommes glich eher einem Rendezvous wissenschaftlicher Berühmtheiten als einer Geschäfts-Schreibstube. Mit großer Aengstlichkeit bewahrte Fromme eine Mappe aller jener Schreiben, die ihm von Autoren über die musterhafte Durchführung der betreffenden Werke zukamen.
Fromme starb am 28. 9. 1884, die Verwaltung des umfangreichen Geschäftes seinem Schwiegersohn ⇒ Wilhelm Frick[284] überlassend. Der Verlag ist auch unter den gegenwärtigen Besitzern Carl G. und Otto Fromme weiter ausgebaut worden, namentlich sei hier der Nagl-Zeidlerschen Oesterreichischen Litteraturgeschichte in 2 Bänden gedacht.
Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1884; Oesterreichische Buchdruckerzeitung 1884; Kanka, Trauerworte etc., Wien 1884.