Gubitz, Friedrich Wilhelm

[345] Gubitz, F. W. Friedrich Wilhelm Gubitz wurde am 27. 2. 1786 als Sohn des Schriftsetzers und späteren Stahlschneiders Johann Christoph Gubitz (1754-1826) in Leipzig geboren. Die Familie führt ihre Abstammung auf einen Advokaten Gubitsteen in Schleusingen, der im 30jährigen Kriege aus Schweden eingewandert war, zurück.

Als J. C. Gubitz in Berlin als Ungerscher Stahlschneider wirkte und die bekannten »Ungerschen Schriften« fast sein alleiniges Erzeugnis waren, besuchte der junge F. W. Gubitz die Bürgerschule, an der er eine Freistelle erhalten und von seinen Lehrern sehr protegiert wurde. Dann kam er nach der alten Lutherstadt Wittenberg, wo er »Prediger studieren und auf diesem Himmelspfade beflissen und treu verharren solle«. Aus Liebhaberei begann er während seiner freien Zeit mit Versuchen im Holzschnitt; seine ersten Schnitte, sieben Vignetten, entstanden im Frühjahr 1800 und wurden, nachdem sie auf der Ausstellung der Berliner Kunstakademie einen günstigen Eindruck gemacht hatten, der Anfang eines sich steigernden Erwerbs, der am Schlusse des Jahres 1800 schon über 100 Thaler betrug. Eine von Gubitz herausgegebene »Sammlung von Verzierungen für die Buchdruckerpresse« fand Anklang; die Deckersche Hofbuchdruckerei erstand von Gubitz 1807 über 60 kleine Platten, die er neben seinen Studien, die jetzt in Jena fortgesetzt wurden, geschnitten hatte. Die Beschäftigung im Holzschnitt steigerte sich 1803 besonders durch Aufträge die Gubitz durch den alten Kunstkenner C. von Mecheln, die Buchhändler Gräff und Vieweg erhielt; nächstdem knüpften sich die ersten Geschäftsverbindungen an mit Firmin-Didot in Paris und R. Ackermann in London. 1804 wurde Gubitz Mitglied an der Berliner Kunstakademie. Als Minister von Stein 1805/06 das erste preußische Papiergeld verausgabte, übertrug er Gubitz den Schnitt der Tresorscheine. Das Kriegsjahr 1806 brachte Gubitz neben den freundschaftlichen Verbindungen[345] mit den Berliner Buchhändlern Fr. Nicolai, Maurer und de la Garde schwere Sorgen für die Zukunft. Das Gehalt blieb aus, die künstlerische Bethätigung fand nirgends mehr Gegenliebe, statt dessen kamen Kriegssteuern und Erhöhung der bisherigen Abgaben ins Haus, die das ohnehin kärgliche Einkommen noch mehr verminderten. Dies führte Gubitz zur Schriftstellerei, er wurde Mitarbeiter der »Spenerschen Zeitung« und von Cottas »Morgenblatt«. Im Verlage von Maurer gab Gubitz 1807-09 die Zeitschrift »Das Vaterland« heraus, deren Umschlag die Bezeichnung »Feuerschirme« trug. Die Herausgabe brachte ihn in Konflikt mit den französischen Machthabern und führte seine Verhaftung herbei. Kurze Zeit war Gubitz mit Dr. Merkel verbunden zur Herausgabe der Zeitschrift »Ernst und Scherz oder der alte Freimüthige« (Konkurrenz des Müllnerschen Blattes der »Freimüthige«), aber des letztern Unverträglichkeit führte schnell eine Trennung herbei. Die Buchhändler Gräff und Vetter, damals Besitzer der Maurerschen Buchhandlung bestimmten nun Gubitz zur Herausgabe einer neuen Zeitschrift, die vom 1. Januar 1817 unter dem Titel »Der Gesellschafter« 32 Jahre lang erschien und ihre Fortsetzung in 5 Jahrgängen des »Volksgesellschafters« fand. Eine Reihe von Jahren war der »Gesellschafter« der Tummelplatz der hervorragendsten litterarischen Größen der damaligen Zeit und sein Herausgeber trat in Verbindung mit den berühmtesten Zeitgenossen; manche dieser Dichter sind im »Gesellschafter« zum erstenmale vor die Oeffentlichkeit getreten, wie z.B. Heinrich Heine.

1822 gründete Professor Gubitz die Vereinsbuchhandlung in Berlin, der 1833 eine Filiale in Königsberg in der Neumark folgte (diese ging 1836 an A. F. Windolff und J. G. Striese über, seit 1838 führte Johann Gottlieb Striese die Handlung allein weiter; sie befindet sich heute im Besitze von Wilhelm Striese). Das Sortiments-Geschäft trat Gubitz 1839 an M. Simion ab, der es unter der Firma Athenaeum, Buchhandlung für deutsche und ausländische Litteratur weiterführte, 1842 aber an Th. Scherk verkaufte.

Gubitz, der selbst schriftstellerisch sehr produktiv, auch eine Reihe von Jahren Theaterkritiker der »Vossischen Zeitung« war, hatte inzwischen einen größeren Verlag aufgebaut. Vor allem gehört hierher sein »Deutscher Volkskalender« (1835-69) mit eigenen Holzschnitten, der Gubitz den Ruf eines der besten deutschen Volksschriftsteller erwarb und Veranlassung zu einer Menge ähnlicher Unternehmungen wurde; Jahrbuch deutscher Bühnenspiele (1822-66);[346] Jahrbuch des Nützlichen und Unterhaltenden (1835-59); Gedichte (1860); Erlebnisse (1869). Sein Sohn Anton Gubitz, der einige Jahre Prokurist der Vereinsbuchhandlung war, aber schon im ersten Mannesalter starb, hat sich ebenfalls mehrfach schriftstellerisch bethätigt. Weiter erschienen im Verlage von Gubitz: Dr. K. Simrocks Deutsche Volksbücher mit Gubitzschen Holzschnitten; C. Rienitz Neue Volksbücher, 9 Bändchen; ferner Schriften von E. Raupach, Frz. Becker, Daniel Leßmann, Fr. von Uechtritz; Jugendschriften von G. Nieritz, A. von Möller, Fr. Bertram u. a. – Fr. W. Gubitz starb am 5. 6. 1870; der Verlag kam an verschiedene Besitzer.

Quellen: Gubitz, Erlebnisse, 3 Bde. 1869 uff.; vergl. Litteraturzusammenstellung in Goedeke, Grundriß III 638 und Katalog der Börsenvereinsbibliothek, II. Band.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 345-347.
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