[387] Haessel, H. A. Hermann Adolf Haessel, geb. 26. 3. 1819, hat sich aus kümmerlichen Verhältnissen zu einem der bedeutendsten und angesehensten Leipziger Verleger emporgerungen. 1834 kam er zu Leopold Voß in Leipzig in die buchhändlerische Lehre und blieb dort beinahe zwanzig Jahre. Durch Voß' Unterstützung gelang es Haessel auch, sich außergeschäftlich zu verbessern, denn er war von Hause aus unbegütert und nur auf die eigene Kraft angewiesen.[387]
1854 übernahm Haessel das Kommissionsgeschäft von ⇒ Georg Wigand in das er 1881 seinen Neffen Hermann Sorgenfrey als Teilhaber aufnahm und dessen Leitung er H. Haessels Kommissionsgeschäft bald ganz übergab.
Mittlerweile hatte Haessel sich auch eifrig dem Verlage gewidmet und fand er in Conrad Ferdinand Meyer nicht allein einen bald weitberühmten Autor, sondern auch einen warmen persönlichen Freund. Des Dichters Erstlingswerk »Huttens letzte Tage« (in 10 Aufl. vorliegend) erschien 1872 bei Haessel und stellte Meyer alsbald in die Reihe der besten deutschen Poeten. Erst vorwiegend auf dem Gebiete des strengwissenschaftlichen Verlages thätig, hat Haessel sich später mehr dem vornehmen belletristischen Fache, namentlich der Herausgabe guter Uebersetzungen nordischer Litteratur zugewandt. Von den hier in Betracht kommenden Namen sind zu nennen: Hedenstjerna, Ricarda Huch, R. H. Greinz, J. R. Haarhaus, Grasberger, Heinrich Laube (der historische Roman »der Deutsche Krieg«), Adolf Frey, Rob. Waldmüller u. v. a.
Aus dem wissenschaftlichen Verlag seien erwähnt: E. Petzold, die Landschaftsgärtnerei, 2. Aufl. 1899; F. W. Eitzen (Fremdwörterverdeutschungsbücher); Frz. von Reber, Geschichte der neueren deutschen Kunst; O. Gumprecht, Musikalische Lebens- und Charakterbilder; L. von Schroeder, Indiens Kultur etc.; u. v. a.
Haessel, der jahrelang Vorstandsämter im Verein der Buchhändler zu Leipzig und im Börsenverein Deutscher Buchhändler bekleidete, hat sich auch selbst litterarisch versucht. Er veröffentlichte in der Augsburger Allgem. Zeitung »Reisebriefe aus Südrußland« 1876; unter dem Pseudonym Leß schrieb er das Romanbruchstück »der Eisgang« (Verlag von Gg. Hch. Meyer in Berlin). Zu seinem 80. Geburtstag, 26. 3. 1899, widmeten ihm seine Autoren, Mitarbeiter und Freunde unter dem Titel »Allerlei Leute« ein Stammbuch, das Zeugnis ablegt von der großen Verehrung, deren sich Haessel in allen Kreisen erfreute. Es ist ein schönes ehrendes Zeugnis für Haessel wenn Carl Spitteler schreibt: »dem zuvorkommenden, uneigennützigen Verleger, der sich zumal durch die Einführung C. F. Meyers ein unvergängliches Verdienst erworben, entbiete ich hiermit als schweizerischer Schriftsteller meinen Gruß und Glückwunsch zu seinem achtzigsten Geburtstage. Man muß aus dem Munde C. F. Meyers selbst vernommen haben, wie demütigend er vorher mit seinen Manuskripten von Abweisung zu Abweisung[388] wandern mußte, um zu ermessen, was die treue Unterstützung der angesehenen Firma Haessel für ihn wert war«.
Haessel starb 1901; der Verlag ging an Frl. Clara Sorgenfrey über, das Kommissionsgeschäft an H. W. Sorgenfrey und Gustav Berndt.
Quellen: Verlagskatalog; Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1901.