Heckenast, Gustav

[397] Heckenast, G. Otto Wigand begründete 1816 eine Buchhandlung in Kaschau in Ungarn, an die er auch Verlag angliederte. Mit dem Verlag siedelte er 1825 nach Preßburg über, 1827 nach Pest. Er sollte hier wegen Verkaufs anti-österreichischer Schriften des Hochverrats angeklagt werden, bekam jedoch rechtzeitig Wind davon und siedelte 1833 nach Leipzig über, wo seitdem die Verlagsbuchhandlung von Otto Wigand weiterbestand, 1864 an Hugo Wigand überging und sich seit 1873 im Besitze von Hugo Wigands Erben befindet (vergl. Artikel Wigand).

Otto Wigand, der seinen alten Pester Verlag unter der Firma Otto Wigandsche Verlagsexpedition vertrieb, übergab denselben 1834 an seinen Schwager Gustav Heckenast.

Heckenast war 1811 als Sohn eines Landpastors geboren und widmete sich anfangs dem Apothekerstande. Zum Buchhandel nunmehr übergetreten, verband er sich mit dem Buchdrucker Ludwig Landerer Edlen von Füskut und begann mit ihm unter der Firma Landerer & Heckenast die Herausgabe verschiedener Zeitungen in ungarischer Sprache. Unter ihren Redakteuren finden wir auch Ludwig Kossuth.

Auch in Preßburg wurde eine Filiale angelegt, doch schied Landerer zu Beginn der Fünfziger Jahre als Gesellschafter aus. 1848 trat Heckenast sein inzwischen umfangreich gewordenes Pester Sortimentsgeschäft an Carl Edelmann ab und widmete sich ausschließlich dem Verlage.

Zu Heckenast Autoren zählten fast alle ungarischen Schriftsteller seiner Zeit, die irgendwie Bedeutung hatten; so bildet sein Verlag ein gut Stück Litteraturgeschichte. Namentlich seine Munifizenz den Schriftstellern gegenüber verschafften ihm den Namen eines Mäcenas unter Ungarns Verlegern. In besonderer Freundschaft verbunden war Heckenast mit seinen berühmten Autoren: Adalbert Stifter, dessen Erstlinge sowie Gesamtwerke er verlegte und der ihm in seinen Briefen (ges. Werke 11/13 Bd.) ein schönes Denkmal gesetzt hat (vergl. hierüber die Abhandlung Adalbert Stifter und sein Verleger von Rudolf Schmidt in der Allgemeinen Buchhändler-Zeitung 1903). – P. K. Rosegger, der für jeden Band Erzählungen je 6-800, ja 1200 Gulden empfing (das ist für[397] den Bogen 20 fl.) – Robert Volkmann, der für seine Kompositionen (opus 24-73) weit mehr als 30000 Gulden erhielt etc. Ferner seien erwähnt Schriften von Betti Paoli, Nikolaus Jòsika, (sämtliche Werke 17 Bde.), Jos. Freiherr von Eötvös, S. H. Mosenthal, Jul. Pederzani, Alexander Petöfi, Levin Schücking und Joh. Nep. Vogl; das Taschenbuch »Iris«, 1840-1848, herausgegeben von Joh. Graf Mailáth. Aus anderen Gebieten verdienen besonderer Erwähnung: V. Hornyánszky, Geschichte Oesterreichs 1853/54; die rechts- und staatswissenschaftlichen Werke von Fr. J. Schopf; Joh. Leibitzer, Encyklopädie der Landwirtschaft, sowie eine Reihe von Einzelschriften verschiedener Autoren. Unter der großen Reihe von Schulbüchern befindet sich auch das von Stifter und Julius Aprent herausgegebene »Lesebuch zur Förderung humaner Bildung« und das deutsch-ungarische Wörterbuch von M. Ballagi (Bloch.). Neben einem umfangreichen Jugendschriftenverlag (Amalie Winter) finden wir auch mehrere Zeitschriften: Landwirtschaftliche Mitteilungen, herausgegeben von G. Karafiat; das illustrierte Volksblatt »Sonntags-Zeitung«, protestantische Jahrbücher, 1854 uff. – und das Sammelwerk »Neue Wiener Handelsschule«, 6 Bände. Der ungarische Verlag umfaßte etwa 300 Publikationen.

1873 siedelte Heckenast nach Preßburg über und übergab sein ganzes ungarisches Verlagsgeschäft samt Buchdruckerei an den FranklinVerein, Ungar. litterarische Anstalt Akt.-Ges. in Budapest, unter welchem Namen es heute noch fortgeführt wird.

Heckenast starb am 10. April 1878; das Geschäft ging an Rudolf Drodtleff über und wurde von diesem seitdem unter der Firma G. Heckenast Nachfl. R. Drodtleff fortgeführt.

Quellen: Oesterreich. Buchhändler-Correspondenz 1878; Verlagskatalog 1839, 1843, 1847, 1855, 1857, 1864, 1872, 1874/75.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 397-398.
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