Henze, Adolf

[418] Henze, A. Kommissionsrat Adolf Henze wurde am Johannistag des Jahres 1814 als Sohn eines Oekonomen in Volkmarsen in Hessen geboren. Er sollte Geistlicher werden und besuchte das Progymnasium zu Warburg und später das Fuldaer Lyceum, gab aber nach einigen Jahren das theologische Studium auf. In diese Zeit fallen seine ersten Studien über Handschriftdeutung verbunden mit dem Studium über die Herstellung alter Drucke, zu denen ihn die Fuldaer Stiftsbibliothek angeregt hatte. Er widmete sich nun eine zeitlang den graphischen Künsten. Nach kurzem Aufenthalte in Frankfurt a. M., dann wieder in Fulda, siedelte er nach seiner Heimatstadt über und gab hier ein »Journal für Buchdrucker« und ein »Handbuch für Schriftgießerei« (Weimar 1844 bei B. Fr. Voigt) heraus. Er kam nun auf den Gedanken, eine Fachschule für Buchdrucker (Institut für junge Typographen und Buchdrucker-Prinzipalssöhne und typographische Sonntagsschule, vergl. Meyers Journal für Buchdruckerkunst 1844 Nr. 3, wo der Plan niedergelegt ist) zu gründen. Das sofort eingeleitete Unternehmen fand jedoch keine genügende Beteiligung. 1847 sehen wir Henze in Leipzig, wo er zunächst für einige Buchhandlungen litterarisch thätig[418] war und später das Werk Rhabanus Maurus herausgab, ein Prachtwerk, das nur in 5 Exemplaren aufgelegt wurde. 1849 wurde Henze Mitbesitzer einer Leipziger Verlagsbuchhandlung, die jedoch infolge ungünstiger Verhältnisse bald einging. Seit 1851 lieferte er Aufsätze und Aufgaben über Handschriftendeutung für Webers »Illustrierte Zeitung«, deren Genauigkeit ihm bald einen großen Kundenkreis verschaffte. 1854-60 gründete Henze nacheinander drei der Unterhaltung gewidmete Zeitungen: Katholisch illustrierte Zeitung, Illustriertes Sonntagsblatt und Beilage zu allen Zeitungen, jedoch hatte keins der Blätter Bestand.

1860 wurden die Justizbehörden auf Henzes Thätigkeit als Handschriftkundigen aufmerksam und wurde er infolgedessen von vielen Sachverständiger vereidet. 1862 gründete er ein eigenes Organ für Schriftvergleichungen, aus welchem sich 1865 der bekannte »Illustrierte Anzeiger über gefälschtes Geld« entwickelte. 1868 endlich rief er durch ein Preisausschreiben die deutsche Nationalhandschrift ins Leben, die sich schnell verbreitete und seit langer Zeit sind Henzes »Schönschreibhefte« in fast allen Schulen Deutschlands eingeführt. Um die hohen Auflagen dieser Schönschreibhefte herzustellen, mußte Henze bald eine Buchdruckerei anlegen. Henze starb am 28. 12. 1883; die von ihm 1856 gegründete Firma Adolf Henzes Verlag in Leipzig-Neustadt ging an seine Söhne über, von denen drei zur Zeit Inhaber sind.

Quellen: Leipziger Illustrierte Zeitung Nr. 2116.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 418-419.
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