[468] Hittorp, G. Gottfried Hittorp, später Ratsherr und Bürgermeister von Köln am Rhein, entstammte einem angesehenen Patriziergeschlecht und wurde 1490 zu Köln geboren. Frühzeitig widmete er sich wissenschaftlichen Studien, die er an der Kölner[468] Universität betrieb und anscheinend in Paris vollenden wollte. Er erscheint zu Paris in den Jahren 1511 und 1512, wo seine Liebe zu den Wissenschaften ihn veranlaßte, sich dem Buchhandel zu widmen. Sein Freund und Studiengenosse Ludwig Horncken, (aus Grüningen gebürtig, gest. 1521) assozierte sich mit ihm und so arbeiten sie zum Jahre 1520 miteinander. Ihr erstes Erzeugnis war »Johann Boccaccii genealogia ejusdemque liber de montibus«. Auf einigen ihrer Pariser Verlagsartikel vom Jahre 1512 ist als ihre Wohnung und ihr Verkaufsort der vicus St. Jacobi sub intersignio trium coronarum foelicis Coloniae angegeben. 1512 haben sich beide wieder in die deutsche Heimat zurückbegeben, Hittorp nach Köln, Horncken nach Leipzig, wo letzterer der Leiter einer mit bedeutendem Kapital arbeitenden Verlagsgesellschaft, bestehend aus Hittorp, dem Leipziger Ratsherrn Augustin Pantzschmann und Horncken, wurde. Das Sortiment der Handlung wurde 1518 an Gregor Jordan verkauft.
In Köln entwickelte sich nun erst Hittorps eigentliche buchhändlerische Wirksamkeit, bei der er sich anfänglich fast ausschließlich der Pflege der klassischen Litteratur widmete, später aber sich mehr der Theologie zuwandte. Er selbst er war Magister und Licenziat besorgte gemeinschaftlich mit Arnold Besaliensis 1521 eine Ausgabe des Macrobius, sowie selbständig eine Ausgabe des Quintilian, der er ein Dedikationsschreiben an Philipp Melanchthon vorsetzte. Auch die erste in Deutschland erschienene vollständige Ausgabe des Flavius Josephus ist ihm zu verdanken. Nach 1526 gab er sich fast ausschließlich dem Verlage von theologischer gelehrter Litteratur hin.
Zu dem Kölner Buchdrucker Eucharius Hirtzhorn scheint Hittorp in einem näheren Verhältnisse zu haben. Denn Hirtzhorn besorgte nicht allein öfter die Meßgeschäfte für Hittorp, sondern wurde auch mit diesem gemeinschaftlich in einen Nachdrucksprozeß verwickelt. Auch besaß Hittorp von 1513-24 Filialen in Leipzig, Wittenberg und Prag, zu deren Errichtung er mit Augustin Pantzschmann in Leipzig in ein Gesellschaftsverhältnis getreten war. Kirchhoff nimmt in seiner Studie über Hittorp (siehe unten) an, daß die sämtlichen Druckwerke Hirtzhorns, die keinen eigentlichen Verlegernamen tragen, für Hittorps Rechnung hergestellt wurden, zumal es sich sogar bei einzelnen, wie z.B. bei der Ausgabe des Macrobius von 1521 und des Quintilian von demselben Jahre, durch Hittorps Thätigkeit bei der Revision des Textes herausstellt. [469] Eucharius Hirtzhorn (Cervicornus) druckte von 1517 bis 1543 in Köln. Wissenschaftlich gebildet, richtete er sein Hauptaugenmerk auf die Veröffentlichung griechischer und römischer Klassiker, die sich durch schöne Typen, sauberen Druck, künstlerische Titelausstattung und starkes Papier auszeichneten. Von 1521 an war er der Hauptdrucker und wahrscheinlich auch der Geschäftsteilhaber Hittorps. 1535 eröffnete Hirtzhorn, nachdem er sich in die Marburger Matrikel hatte eintragen lassen, in Marburg eine Druckerei, die er neben dem Kölner Hauptgeschäft führte, und welche er durch Godefridus Cervicornus (vermutlich sein Sohn) betreiben ließ. In Marburg druckte er etwa 60 Schriften. Zum größeren Teile sind es Originaldrucke von Schriften von Cordus, Corvinus, Dryander, Erban, Sarcerius u. a. Als Korrektor dieser Druckerei wird der Professor Nikolaus Asclepius genannt. Ende 1538 hat Hirtzhorn seine Marburger Filiale aufgehoben. Auf seinem Druckerzeichen befinden sich drei Lilien an einem hohen Stengel aus Dornengestrüpp hervorragend, zum Teil ist darüber ein Spruchband zu sehen, zum Teil ist es ganz weggelassen. Ein anderes Signet zeigt den Reichsapfel, auf der eine reich gekleidete weibliche Figur steht, die in der rechten Hand einen Stab mit einer Fackel hält. Ein herunterhängendes Schild mit Inschrift, ein Spruchband zur linken Seite des Kopfes und ein vor ihr knieender Mann, den sie bei den Haaren ergriffen und der die Hände mit einer Geberde des Schreckens erhoben hat, vervollständigen das Gesamtbild. Dagegen stellte Hirtzhorns Kölner Druckmarke zwei Hasen, die ein Buch halten, dar.
Um zu Hittorp zurückzukehren, so beschäftigte dieser sowohl allein, wie in Gemeinschaft mit Ludwig Horncken, noch die Pressen von Caspar van Gennep, Hero Fuchs und Johann von Kempen in Köln, Berthold Rembolt, Johann Philipp und Desiderius Maheu in Paris, Adam Petri und Andreas Cratander in Basel, sowie diejenige von Thomas Anshelm in Tübingen. Kirchhoff führt aus den Jahren 1511-39 63 seiner Verlagsartikel auf. Mit dem Jahre 1551 scheint er seine Verlegertätigkeit mit einer Ausgabe des Thucydides und des Platina Vitae pontificum beschlossen zu haben; er starb am 25. Juni 1573.
Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1851 (A. Kirchhoff) vergl. auch Kapp, Buchhandel, I. Band; Allgemeine deutsche Biographie, Bd. XII. (Kelchner); vergl. Heitz-Zaretzky, Kölner Büchermarken, Straßburg 1898; A. v. Dommer, älteste Drucke aus Marburg i. H., 1892; G. Könnecke, Hessisches Buchdruckerbuch, Marburg 1894.