[506] Jaeger, J. W. A. Johann Wilhelm Abraham Jaeger, der Gründer der bekannten Jaegerschen Buch-, Papier- und Landkartenhandlung in Frankfurt a. M., wurde am 18. August 1718 in Nürnberg als Sohn des dortigen Stadtquartiermeisters geboren. Der junge Jaeger wählte das Kriegshandwerk und trat 1737 in österreichische Dienste, machte die Feldzüge von 1742 und 1744 mit. Nach dem Tode Kaiser Carl VII. verließ er Oesterreich und wollte in die unter dem Prinzen Karl von Lothringen stehende Armee eintreten. Da hielt er sich auf der Durchreise nach Heidelberg kurze Zeit in Frankfurt auf und meldete sich auf Zureden einiger Bürger, mit denen er zufällig in Berührung kam, in frankfurtische Dienste. Er wurde auch von Göthes Großvater, dem damaligen Deputierten des Kriegszeugamtes als Artilleriekonstabler angenommen. 1748 verließ er diesen Dienst, zog nach Hanau und betrieb hier eine Pulverfabrik, bis er 1757 als Zeugmeister wieder nach Frankfurt berufen wurde.
1762 erkaufte Jaeger für die Summe von 11008 Gulden den um 1690 gegründeten Hutterischen Buchladen auf dem Pfarreisen und überließ den Betrieb seiner Frau. Er selbst blieb nicht untätig; er begann mit der Ausführung des bekannten Jaegerschen Atlasses von Deutschland in 81 Blättern als Geograph, Zeichner und Verleger in einer Person. Der Atlas brachte ihm guten Erfolg und blieb auch in den späteren Kriegsjahren der Napoleonschen Zeit ein gesuchter Artikel. In seinem 41. Jahre erlernte Jaeger noch die französische Sprache und erscheint bald darauf als Uebersetzer des vierbändigen Werkes Le Blonds Kriegskunst. Daneben beschäftigte er sich in seinen Mußestunden mit der praktischen Ausübung des Kupferstichs, verfertigte Teleskope, Elektrisiermaschinen, eine Uhr etc., alles als Autodidakt. Ferner legte er in Hanau eine Papierfabrik an.
Nach dem frühen Ableben des ältesten Sohnes Peter Wilhelm Jaeger, der eine zeitlang im Geschäft tätig war, trat Jaegers[506] zweiter Sohn, Johann Christian Jaeger, geb. 25. 1. 1754, gestorben 1822, als Stütze des Vaters ins Geschäft ein und übernahm dasselbe 1782 ganz. Der Gründer der Buchhandlung starb im September 1790. Sein Sohn J. C. Jaeger überließ seinerseits 1803 seinem ältesten Kinde Georg Jaeger (gest. 1807) den Anteil am Frankfurter Geschäft, während er selbst die Hanauer Geschäfte, Papierfabrik und Pulvermühle weiter betrieb. Gleichzeitig mit Georg Jaeger trat dessen Schwager Carl David Koenitzer in die Handlung ein.
Koenitzer wurde als Sohn eines Beamten in Berlin geboren, erlernte auch da den Buchhandel und bekleidete in seinen Wanderjahren Stellungen in Basel, Lausanne und Paris. Er hat der Handlung, die sich fast ausschließlich mit dem Buch- und Landkartensortiment befaßte, lange Jahre vorgestanden, bis zu seinem am 4. 4. 1840 erfolgten Tode. Dann übernahm das Geschäft Carl Christian Koenitzer (geb. 1804, gest. 25. 12. 1879), und übergab es 1874 seinem Sohne Emil Carl Koenitzer. Dieser hat 1885 die Papierhandlung abgetrennt und an Otto Rennau verkauft. 1889 wurde das Geschäft in Verlag und Sortiment geschieden, letzteres von C. W. Koenitzer übernommen und von ihm ein Jahr später an Theodor Hoeser käuflich abgetreten, in dessen Besitz die Handlung sich heute noch befindet.
Die Verlagsabteilung wurde von E. C. Koenitzer (gestorben 1904) fortgeführt und befand sich von 1892 bis 1901 im Besitze von Carl Wolfgang Koenitzer (gestorben 7. 6. 1901 im 41. Lebensjahre).
Der Verlag der Jaegerschen Handlung umfaßte außer den schon erwähnten Landkarten eine große Reihe von medizinischen, landwirtschaftlichen und Volksschriften nebst einer Reihe von Kalendern, darunter der von 1781-1827 erschienene Frankfurter Kalender (das Verlagsverzeichnis von 1816 verzeichnet über 250 Artikel, außer den Landkarten, Plänen, Porträts und Kupferstichen); ferner finden wir einen ziemlich umfangreichen Lokalverlag. 1827/41 verlegte Jaeger die Bibliothek der katholischen Beredsamkeit, herausgegeben von Räß und Weis, 18 Bände; ein neunteiliges Kontorhandbuch (Preis 15 Thlr. 17 ggr.) usw.
Quellen: Heyden, Gallerie berühmter und merkwürdiger Frankfurter, 1851 (1861); Koenitzer, Festschrift zum 22. III. 1862; Verlagskatalog 1816, 1827/30. 1835, 1841; Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1880.