Klindworth, Justus Christian Friedrich

[547] Klindworth. Als erster Drucker der Stadt Hannover wird Henning Rüdem (Henningus Rudenus) genannt, der sich 1544 dort niederließ, nachdem er zuvor in Wolfenbüttel und Hildesheim (hier 1543 als erster Drucker der Stadt) gedruckt hatte. Sein bedeutendstes und anscheinend letztes Druckwerk in Hannover – er ist später wieder nach Wolfenbüttel zurückgekehrt – ist der im Jahre 1549 herausgekommene Psalter »Ein nye Psalter, vth der Latinischen Paraphrasi Joannis Lampensis, Vordüdeschet vnde ny Sassische sprake gebracht. Ock mit korten entholdigen Summarien, Desgeliken mit vthlegginge der wörde, de dem gemenen manne vnbekandt syn, gemeret. Ant. Boruinus.«

Während Hannover nunmehr eine geraume Zeit ganz ohne Druckoffizin war, taucht – abgesehen von einer Reihe kleinerer unbedeutender Drucker – im Jahre 1691 Samuel Ammon (gest. 1707) als Hofbuchdrucker auf, in dessen Familie die Offizin bis 1749 verblieb, in welchem Jahre sie an Georg Heinrich Lorenz Reuther überging. Aus dessen Familie überkam sie 1785 Johann Thomas Lamminger (geb. 1757 in Erlangen, gest. 1805). Lamminger, der sich in der Welt reichlich umgesehen hatte, erweiterte das Geschäft auf mancherlei Art. Er richtete eine Notendruckerei ein und verband mit seinem Geschäfte eine Leihbibliothek. Er begann 1798 die Herausgabe eines Adreßbuches der Stadt Hannover, das auch von seinen Nachfolgern fortgesetzt worden ist. 1799 wurde er zum Hofbuchdrucker ernannt. Das Geschäft wurde von seiner Witwe (gest. 1836) allein fortgesetzt, bis im Jahre 1813 Christian Rosenbusch als Teilhaber eintrat, und das Geschäft von nun ab unter der Firma Witwe Lamminger & Rosenbusch fortgeführt wurde, bis zum Jahre 1838, in welchem Jahre es Justus Christian Friedrich Klindworth, ein Großsohn der Witwe Lamminger, übernahm. Es führte nun wieder die Firma Lammingersche Buchdruckerei. Erst später firmierte Klindworth unter seinem[547] Namen. Neben der Buch- und Steindruckerei erweiterte er das Geschäft durch eine Buchbinderei, Papierlager und ein umfangreiches Formularmagazin. Daneben widmete er sich eifrig dem Verlage. Bei ihm erschienen die historisch-politischen und staatswissenschaftlichen Schriften des Philosophen Leibniz in 11 Bdn. 1864-1884; die historischen Schriften H. Böttgers; die landeskundlichen Arbeiten von Herm. Guthe. Ferner ist er der Verleger des Staatshandbuches für die Provinz Hannover, des Adreßbuchs der Stadt Hannover, verschiedener Pläne und Stadtführer. Hingewiesen sei auch noch auf das Ernst-August-Album, 1862 und den weitverbreiteten »Neuen hannoverschen Volkskalender«.

Quellen: Grotefend-Culemann, Buchdruckereien in Hannover usw. 1840; Verlagskatalog 1883, 1888.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 547-548.
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