Kluge, Franz Ferdinand

[552] Kluge, F. Franz Ferdinand Kluge war der Sohn eines estländischen Stellmachermeisters und wurde am 5. (17.) Oktober 1809 zu Fellin in Livland geboren. Er erhielt Bürgerschulbildung und trat in seinem 14. Jahre als Lehrling in die Eggersche Buchhandlung in Reval (gegr. 1813 von Georg Eggers) ein. Noch Lehrling, wurde ihm schon die Leitung des Geschäftes übertragen, da der Besitzer sich vornehmlich industriellen Aufgaben zuwandte, die ihm nicht genug Zeit ließen sich auch seiner Buchhandlung zu widmen. In seinen Mußestunden war Kluge eifrig auf seine weitere Ausbildung bedacht. Nachdem er dem Geschäfte eine zeitlang als Gehilfe gedient, später als Prokurist vorgestanden, übernahm er dann die Firma pachtweise von seinem bisherigen Prinzipal. Er brachte das Geschäft, das sich bei seinem Eintritte in sehr bescheidenen Grenzen befand, bald auf eine ansehnliche Höhe. Zur Vervollständigung seiner Geschäftskenntnisse unternahm Kluge 1832 eine Reise nach Deutschland, vorzugsweise um sich den Betrieb des Leipziger Buchhandels anzusehen, dann ging er nach den Niederlanden.

1840 übernahm Kluge auch die von seinem jüngeren Bruder Carl Kluge in Dorpat begründete Sortiments- und Verlagsbuchhandlung, gab die erstere Abteilung aber 1852 an Theodor Hoppe käuflich ab, nachdem er bereits 1847 zusammen mit seinem Schwager Carl Ströhm die Eggersche Buchhandlung käuflich übernommen hatte, die nunmehr unter der neuen Firma Kluge & Ströhm betrieben wurde.[552]

Neben dem Sortiment begann Kluge sich nach und nach auch dem Verlage zu widmen. Ohne sich auf eine bestimmte Verlagsrichtung zu beschränken, sollte die neubegründete Firma nach den Intentionen ihres Begründers in erster Linie mit dem geistigen Leben der engeren Heimat in nächster Fühlung bleiben. Dementsprechend nehmen die »Baltica« – im weitesten Sinne des Wortes – an Zahl unter den Verlagswerken die erste Stelle ein; nächst ihnen folgen Schulbücher und Schriften auf dem Gebiet der evangelisch-lutherischen Theologie und Erbauungslitteratur.

Aus dem Gebiete der »Baltica« seien vornehmlich erwähnt die Schriften des Kluge sehr befreundeten Gelehrten Dr. F. G. von Bunge, der neben seinen Geschichts- und juristischen-Studien auch Herausgeber war des »Archiv für die Geschichte Liv- Esth- und Kurlands«, der »Esth- und Livländ. Brieflade«, einer Urkunden-Sammlung zur Adels- und Gütergeschichte des Landes; ferner die Schriften von Axel von Gernet, G. v. Hansen, E. v. Nottbeck, C. v. Rummel u. v. a. In 2 Auflage erschien 1885 das »Baltische Dichterbuch«, herausgegeben von J. E. Freiherr von Grotthuß.

An die vielen Schulbücher, die außer in deutscher, zum Teil auch in russischer, estnischer und lettischer Sprache verausgabt werden, schließen sich noch an eine Sammlung von Landkarten, Musikalien und eine Reihe Kunstartikel, die sich vorzugsweise aus Revaler Ansichten und Portraits berühmter Dorpater Professoren rekrutieren.

Franz Kluge starb am 12. April 1882. Beide Firmen, die Sortimentsbuchhandlung Kluge & Ströhm und Franz Kluges Verlag wurden unter Leitung von C. Ströhm fortgeführt, bis sie 1885 an die gegenwärtigen Inhaber Arthur Ströhm und Robert Weiß übergingen.

Quellen: Verlagskatalog 1897; Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1897.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 552-553.
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