[642] Loersfeld, J. Als der erste Marburger und Hessische Buchdrucker wird Johann Loersfeld genannt. Er kam aus Erfurt, wo sich seine Druckwerkstätte 1525 »im Hause zur Sonne« später »auf dem wenigen Markt zum halben Rade« befand. Er scheint vorher in Paris gewesen zu sein. Wahrscheinlich hatte er 1525 die bekannte Erfurter Druckerei »zum Färbefasse«, die Ludwig Trutebul 1520 in Halberstadt gegründet und 1523 nach Erfurt verlegt hatte, übernommen, was schon daraus hervorgeht, daß sich ein namhafter und charakteristischer Teil von Trutebuls Druckmaterial bei Loersfeld wiederfindet.
Die Anzahl der Erfurter Loersfeldschen Drucke wird auf 24 angegeben, es waren fast lauter Nachdrucke, meist lutherische und andere Reformationsschriften. U. a. druckte er auch Luthers Taufbüchlein in plattdeutscher Mundart. Seine Erfurter Druckerei kam 1527 in den Besitz von Konrad Treffer, während er selbst als Universitätsbuchdrucker nach Marburg ging. Neun Drucke sind aus seiner Marburger Zeit bekannt, darunter die Festschrift zur Universitätsgründung, unter dem Titel; »Ad invictissi mum Impatore Carolu quintu Caesarem Augustu: reliquosq Germaniae peeres pro agnosceda uera religioe Paraeneticon per Euricium Cordum Medicum.« Als zweites Buch folgte dann ein Nachdruck von Luthers Taufbüchlein in der zweiten Bearbeitung von 1526.
Loersfeld verschwindet schon 1528 spurlos, sein Druckmaterial geht auf seinen unmittelbaren Nachfolger Franciscus Rhode über. Als Universitätsverwandter erscheint Rhode 1530 in der Universitätsmatrikel. Sein Erstlings-Druck mit vollem Impressum, die erste Marburger Ausgabe von Luthers Neuem Testament in Folio, ein auf Verordnung des Landgrafen Philipp geschehener Nachdruck, wurde von Rhode 1529 vollendet, während vermutlich seine erste Druckarbeit ein Nachdruck einer von Melanchthon unter Beihülfe Luthers ausgearbeitete deutsche kursächsische Visitationsordnung ist, die bereits 1528 erschien. Unter seinen Originaldrucken befinden sich Schriften von Lambert, Corvin, E. Cordus, Ferrarius u. a.; der dritte Teil seiner Arbeiten (man zählt deren etwa 60) sind Nachdrucke, darunter Schriften von Luther, Melanchthon, Huberin und Odenbach. Wertvoll und interessant ist auch eine Ausgabe von des ersten deutschen[642] Grammatikers Ickelsamers »Die rechte weis auffs kürtzest lesen zu lernen«, 1533. Fast alle Rhodeschen Drucke sind mit Initialen geschmückt und die Hälfte hat Titelborduren. Seine Offizin befand sich im Hause »zum Paradies, in Campo elysio« und war »ein groß Eck-Hauss vffm Mark wen man in die Wettergass gehn will.«
1536 finden wir Rhode in Hamburg und 1538 arbeitete er in Danzig.
Quellen: von Dommer, die ältesten Drucke aus Marburg in Hessen, 1892; Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels Band 10.