Luckhardt, Friedrich

[647] Luckhardt, F. Friedrich Luckhardt wurde 1848 als Sohn des Buchhändlers Luckhardt in Kassel (Firma gegründet 1763) geboren. 1862 trat er bei Hannemann in Rastatt in die buchhändlerische Lehre und arbeitete nachdem im väterlichen Geschäft.

Das Jahr 1866 brachte schwere Geschäftsstörungen mit sich; namentlich erlitt Luckhardt dadurch Verluste, daß die preußische Regierung trotzdem sie versprochen hatte, die alten hessischen Schulbücher beizubehalten, nunmehr doch preußische zur Einführung brachte. Trotzdem trat Luckhardt in der in seinem Verlage erscheinenden[647] »Kasseler Zeitung« für Preußen ein. 1867 ging der junge Luckhardt als Gehilfe nach Berlin, übernahm aber schon im folgenden Jahre, da der Vater inzwischen gestorben war, kaum 20 Jahre alt, die väterliche Firma.

Schon seit 1866 hatte Luckhardt für eigene Rechnung zu verlegen begonnen. Der Erfolg, den er mit seinen Erstlings-Verlagswerken – einer politischen Broschüre »Juni und Julitage 1866 in Frankfurt a. M.« und ein größeres militärisches Werk »Pfister, das französische Heerwesen« – hatte, mag mitbestimmend für die Richtung seines Verlages gewesen sein, denn auch für die Folge verlegte Luckhardt vorzugsweise politische und militärische Werke. Von 1867-70 versuchte er unter den schwersten Opfern in Kassel eine konservative Zeitung zu erhalten, indem er aus der »Kasseler Zeitung« die »Neue Mitteldeutsche Zeitung« schuf.

In seiner Selbstbiographie sagt Luckhardt: »Nach Beendigung des Krieges wurde der Wunsch in mir rege, die von mir für den deutschen Buchhandel notwendig gehaltenen Reformen verwirklicht zu sehen. Ich siedelte zu dem Zwecke nach Leipzig über und nahm die Begründung eines besonderen bezüglichen Blattes »Korrespondenzblatt für den deutschen Buchhandel« in Angriff. Meine Anregungen machten Aufsehen, wurden aber damals von nur wenigen Seiten verstanden und unterstützt, speziell in den Leipziger Buchhandelskreisen sogar lebhaft bekämpft, besonders als die von mir angeregte »Deutsche Buchhändlerbank« zur Ausführung kommen sollte.« Das Korrespondenzblatt erschien von 1868-71, es enthält namentlich für die Gehilfenbewegung viel wichtiges Quellenmaterial. Interessant ist auch, daß 1871 bei Luckhardt die erste populäre Schrift über die soziale Frage, von Professor Contzen, erschien; ihr folgten Schriften von Schüren, Richter, Glagau, Krämer, Fechenbach etc.

Das Jahr 1873 brachte für Luckhardt durch den Zusammenbruch einer Bank empfindliche Verluste, die verstärkt durch die vielerlei persönlichen Anfeindungen seine Tätigkeit fast gänzlich lähmten und er den größten Teil seines blühenden Geschäftes verkaufen mußte.

Luckhardt siedelte 1875 nach Berlin über und suchte durch Begründung eines neuen größeren Unternehmens das Geschäft wieder auf die alte Höhe zu bringen. Es begründete die »Deutsche Heereszeitung«, die allgemeinen Anklang fand; er gab ihr eine immer festere Basis durch die Verlagsübernahme der militärischen Werke von v. Arnim, v. Boguslawski, Hoening, Scheibert, Specht, Walter, Weygand u. a. Um auch die politische Richtung seines Verlages zum Ausdruck zu bringen, rief Luckhardt 1879 in Gemeinschaft mit Otto Glagau den »Kulturkämpfer« ins Leben, trat den Verlag des Blattes aber bereits 1881 an Glagau ab.[648]

Durch die Begründung des »Deutschen Tageblattes« schuf Luckhardt 1881 wiederum ein größeres Unternehmen, das seine Tätigkeit voll in Anspruch nahm. Erst nach etwa sechs Jahren, nachdem er inzwischen auch eine eigene Druckoffizin eingerichtet hatte, konnte er sich wieder mehr dem Verlage zuwenden, den er nun auch auf den schon von seinem Vater gepflegten Zweig, den Musikalienverlag ausdehnte. Großen Absatz fanden seine Erzeugnisse letzter Richtung in Amerika. So hatte sich das Geschäft so ausgedehnt, daß die Firma im Jahre 1887 150-180 Personen beschäftigte.

In dem umfangreichen Verlagsverzeichnis finden wir eine Reihe bekannter Namen: G. v. Amyntor, W. Angerstein, Dr. O. Arendt, Dr. R. Biedermann, C. B. Bouché, J. W. Braun (Schiller und Goethe im Urteile ihrer Zeitgenossen), Dr. H. Grothe, Dr. H. Herrig (Lutherfestspiel, 1. Auflage 1884), F. Hentsch, S. Junghans (Gedichte 1869), M. Kretzer, Fr. Kreyssig, G. Lüdemann (Postverkehrsliteratur), Konsistorialrat Pfaff, L. Pietsch, Dr. H. Riemann (Musikschriften), Heinrich Seidel (Vorstadtgeschichten u. a. – später an A. G. Liebeskind in Leipzig abgetreten), C. Tanera, F. v. Zobeltitz u. v. a.

Nachdem Luckhardt bereits 1879 den Musikalienverlag an Raabe & Plothow in Berlin, die damit ihr Geschäft begründeten verkauft hatte, trat er 1886 die Sortimentsabteilung am A. Dieckmann ab (1891 hat sich auch diese Abzweigung geteilt, indem Dieckmann von da ab das Reisegeschäft weiter führte und Max Prieber das Luckhardtsche Sortimentsgeschäft, die spätere Firma Priber & Lammers erwarb).

Luckhardt gestaltete seinen Verlag nun namentlich nach der Seite des Verkehrswesens aus; einen neuen Aufschwung nahm das Geschäft durch Begründung der »Monatsschrift für Post und Telegraphie«. 1895 wurde die Firma nach Leipzig verlegt, nur eine Filiale blieb in Berlin.

Quellen: Verlagskatalog 1887.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 647-649.
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