Lufft, Hans

[649] Lufft, H. Der Wittenberger Bibeldrucker Hans Lufft, der auch die Bürgermeisterstelle in seiner Vaterstadt bekleidete, wurde 1495 geboren. Er wird als Buchdrucker erwähnt in einem Briefe Martin Luthers an den Hofprediger Spalatin aus dem Jahre 1524, hat aber bereits 1523 gedruckt: »Johan: Fritzschans an ein Ebarn: Ersamen, weyßen radt vnnd ganntze Christliche gemeyne der stadt Magdeburg, Gottis wort vnn sein abschiet belangende, mit eyner sermon, wie man Gottis wortt predigen soll.« Nach älteren Nachrichten hat er angeblich bei M. Lotter in Arbeit gestanden und nach dessen Abgang aus Wittenberg eine eigene Offizin gegründet unter Übernahme Lotterschen Setzmaterials; wahrscheinlicher aber ist, daß Lufft eine Gehilfe Grunenbergs (vergl. Band II S. 347 ds. Werkes) gewesen[649] ist und auch dessen Offizin übernommen hat. Seine ersten Druck- und Verlagsbücher waren Luthersche Schriften (Vom Kauffs-Handel und Wucher 1524; De Psalter Düdesch Martinus Luther, am Ende steht: gedruckt tho Wittenberch durch Hanns Lufft MDXXV); der Verlag derselben wurde so umfangreich, daß er (erst 1528, dann 1533) einen eigenen Catalogus der Schriften Lutheri herausgab. Die erste vollständige Lutherbibel druckte Lufft 1534. Der Verlag dieser Ausgabe ging jedoch an eine Gesellschaft über, die aus den drei Wittenberger Buchführern Moritz Goltz, Christoph Schramm und Barthel Vogel bestand, und die vom Kurfürsten Johann Friedrich ein Privileg auf die Bibel erhielten, auch Lotter (s. Seite 644 dss. Bandes) für seinen Verlagsanteil entschädigt zu haben scheinen und ihm auch die Cranachschen Holzschnitte zur Apokalypse abkauften. Lufft soll bei Lebzeiten Luthers nicht weniger als 100000 Exemplare des Bibelbuches gedruckt haben.

Als kulturhistorisch interessant möge hier eine Erzählung aus Kettnern (siehe unter Literaturverzeichnis) angeführt sein. Ingleichen wird man, heißt es da, von unserm Lufft wissen, er habe alle Jahre am Grünen Donnerstage eine besondere Gasterey angestellet, und dabey über Gewohnheit stärker als sonst getruncken, wobei er denn vorgegeben, er müsse solches thun, um die Heftigkeit der Flammen zu dämpfen, in welcher er an diesem Tage zu Rom brenne, weil der Pabst nebst andern Ketzern ihn insonderheit mit wegen des verfertigten und offt wiederholten Bibel-Druckes ins Feuer werffe.

Luffts Buchdruckerzeichen stellte dar ein Schwert, das von zwei Händen gehalten und von zwei Schlangen umringelt wurde, an der Spitze befand sich ein Herz.

Der Leibarzt des Herzogs Albrecht von Preußen war der Schwiegersohn Luffts. 1546 hatte letzterer dem Herzog bereits ein Exemplar seines eben gedruckten neuen Testamentes übersandt; er kam dann später selbst zum Besuche der Seinigen nach Königsberg und ließ sich durch längeres Zureden und ein einmaliges Geldgeschenk, sowie die Zusage einer fortlaufenden Geldunterstützung bewegen, auch in Königsberg eine Druckoffizin anzulegen und zu betreiben. 1549 wird Lufft eine vollständige Druckerei, auf drei Jahre ein jährliches Dienstgeld von 100 Mk., nebst einer freien Wohnung »bei dem heiligen Kreuze« verschrieben. Lufft erhielt am 29. Mai 1549 das erste für den Buchdruck erlassene Privileg im Herzogtum Preußen. Er übertrug die Leitung der Druckerei seinem Schwiegersohn Andreas Aurifaber; die ersten beiden Lufftschen Drucke in Königsberg tragen das Datum des 14. Juli 1549, seine Presse ist nach den erhaltenen Drucken bis zum Jahre 1553 in Tätigkeit geblieben, in welchem Jahre sie der Herzog, offenbar weil er der Meinung war, daß sie[650] durch sein Geld ins Leben gerufen war, mit Beschlag belegte; später scheinen diese Druckgeräte an Johannes Daubmann verabfolgt worden zu sein. Trotzdem hat der Herzog aber noch weiter mit Lufft geschäftlich verkehrt. 1559 bestellte er bei ihm den Druck einer großen Pergamentbibel, zu welcher L. Cranach noch Wappen und Bildnisse fürstlicher Personen in »Holtz reißen« mußte und wozu die Pergamenthäute vom Fürsten Wolfgang von Anhalt bezogen wurden. Auch Sortiment ließ sich Herzog Albrecht von Lufft besorgen, so z.B. 1554 für 72 Mk.

Luffts Geschäfte nach außerhalb waren sehr umfangreich. So ließ um 1560-70 bei ihm drucken, der Berliner Stadtphysikus M. Flacius, ferner stand Lufft mit dem Buchführer Magister St. Roth in Zwickau in geschäftlicher Verbindung.

Ueber den Zierrat Lufftscher Verlagswerke schreibt Lescher: »Hanß Lufft führete auf verschiedenen Schrifften in 4 folgende artige Einfassung mit denen Wapens derer dann als zu Wittenberg lebenden Theologorum, als 1) Lutheri, mit seiner Rose und Kreutz in derselben; 2) Ph. Melanchthon mit den aufgerichteten ehernen Schlangen; 3) Bugenhagens, mit der Harff Davids; 4) Justi Jonae, mit dem Wallfisch Jonae, wie er ihn verschlinget; 5) D. Crucigers, mit der Arche Noa und dem Täublein mit dem Oel-Blat, vielfältig auf allen aber und jeden überdiß die Nahmen dieser Theologorum mit Inicial-Buchstaben.«

Quellen: Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels Band I, V, XVI, XVIII, XIX; Zeltner, kurzgefaßte Historie etc. in der Beschreibung des Lebens und Fatorum Hanns Luffts, Nürnberg 1727 (Supplem. hierzu in Beyschlag, Sylloge veriorum opusculorum, Halle 1729); vergl. auch das Literaturverzeichnis im Börsenvereinsbibliothekskatalog Band I S. 247; Kapp, Buchhandel und Lesser, Typographia Jubilens, Leipzig 1740; ferner Kettnern, Historische Nachricht von dem Raths-Collegio der Chur-Stadt Wittenberg, Wolfenbüttel 1734.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 649-651.
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