[651] Lutz, R. Robert Lutz war nach Absolvierung einer vierjährigen Lehrzeit bei Liesching & Co. in Stuttgart mehrere Jahre als Gehilfe in Tübingen, Cambridge und Genf, worauf er die Redakteurlaufbahn einschlug. Als solcher wirkte Lutz in der Redaktion größerer politischer Zeitungen (Straßburg, Bremen, Hildesheim, Hannover und Stuttgart), während zwölf Jahren. Im Alter von 36 Jahren begründete er einen eigenen Verlag unter seinem Namen in Stuttgart. Seit 1886 erscheint in seinem Verlage unter eigener Redaktion das »Lehrerheim«, das verbreitetste unabhängige Organ des württembergischen Volksschullehrerstandes. An diese Zeitschrift schließt sich eine Gruppe von Schriften über und für die Volksschule. Eine andere Spezialität des Verlages bilden die schwäbischen Dialektdichtungen (Hiller, Buck, Nefflen, Auerbach, Reiff und Wagner). Seit 1887 gab Lutz die Sammlung[651] »Lutz, Kriminal- und Detektivromane« heraus, von der bis jetzt 51 Bände erschienen sind; die erste Sammlung dieser Art, welche die besten Werke der angesehensten Schriftsteller auf diesem Gebiete in sich vereinigt (Doyle, Green, Gaboriau, Theden, Hawthorne, Kohlrausch etc.). In der Sammlung »Sternbannerserie« suchte Lutz die besten Erzeugnisse der neueren amerikanischen Novellistik, insbesondere der Humoristen (Stockton, Mark Twain etc.) dem deutschen Volke nahe zu bringen. Er führte Mark Twain in einer Sammlung seiner besten humoristischen Schriften in Deutschland ein. Seit 1898 gibt der Verlag eine Memoirenbibliothek heraus, von der bis jetzt 28 Bände erschienen sind, und welche eine Anzahl der populärsten und wertvollsten Erscheinungen der in und ausländischen Memoirenliteratur umfaßt (Krapotkin, Boyen, Marbot, Macdonald, Thiébault, Spencer, Helen Keller etc.). Eine besondere Abteilung des Verlages bildeten in den Jahren 1890 bis 1895 eine größere Anzahl Broschüren, welche den Kampf gegen die Auswüchse und Schäden des Militarismus, des Irrenwesens und der Rechtspflege zum Gegenstand hatten; verschiedene derselben riefen eine starke Wirkung hervor, insbesondere die Schriften von Krafft, Schöler, Clauß, Pfeiffer, Kuhnle etc. Lutz selbst veröffentlichte 1897 die Broschüre »Reform der württembergischen Irrenanstalten«. Ferner erwähnen wir noch folgende Verlagswerke: Cl. Russels Seeromane, Sherlock Holmes Serie und den bekannten Roman Trilby von G. du Maurier, bisher in 18 Auflagen veröffentlicht.
Robert Lutz starb 1904, worauf seine beiden Söhne Robert und Hermann das Geschäft übernahmen, und die Serien-Unternehmungen fortführten. Dazu begründeten sie die Serie »Aus der Gedankenwelt großer Geister«. In dieser Sammlung von Auswahl-Bänden erschienen bisher Voltaire, Emerson, Hegel, Schopenhauer, Lessing. Ferner wurde eine »Anekdoten-Bibliothek« ins Leben geweckt (Hohenzollern-, Bismarck-, Habsburger-, Schiller-, Napoleon- Anekdoten etc.).
Quellen: Verlagskatalog 1885/98; eigene Mitteilungen.