[654] Manz, G. J. Georg Joseph Manz wurde als Kaufmannssohn am 1. 2. 1808 in Würzburg geboren. Sein Vater ließ ihm eine gute Erziehung angedeihen. Aus seinen Kindheitsjahren, die ja in eine besonders bewegte Zeit fielen, ist ihm ein Moment erinnerlich geblieben, der hinsichtlich seines späteren Berufes von besonderer Bedeutung für ihn wurde. In seinen geistvoll geschriebenen Aufzeichnungen erzählt er davon Folgendes: »Am 1. 10. 1822 ließen die Erfinder der Buchdruckermaschine König & Bauer in Kloster Oberzell die erste von ihnen gebaute Maschine in Betrieb setzen und luden hierzu mehrere Personen aus Würzburg ein. Mein Vater war unter den Geladenen und als er abends nach Hause kam,[654] brachte er einen Druckbogen mit, dessen Titel ist: Einige Gedichte von Schiller, gedruckt mit der für die Kgl. Oberhofbuchdruckerei in Berlin bestimmten Maschine..... Diesen Bogen nahm ich zu mir und bewahrte ihn mit besonderer Sorgfalt... Er war so zu sagen der Talisman meines künftigen Berufes.« 1812-23 besuchte Manz die deutsche Domschule, die lateinischen Schulen und das Progymnasium in Würzburg. Schon während der Schulzeit besuchte er in seinen freien Stunden Bücherauktionen, wie er die neu in der Stahelschen Buchhandlung eintreffenden Kataloge stets mit dem größten Interesse verfolgte. Aus inniger Neigung wollte er Buchhändler werden und so brachte ihn denn sein Vater 1824 zu J. J. Lechner nach Nürnberg, wo er jedoch, da das Geschäft fast nur aus der Leihbibliothek bestand, bald austrat und bei Bauer & Raspe seine Lehre fortsetzte. Als Gehilfe kam Manz nach Kempten, Augsburg und dann zu Ph. Krüll in Landshut dessen Sortiment und Verlag er am 1. Juli 1830 übernahm. Sein Geschäft wußte er bald zu vergrößern, sodaß er 1834 noch eine Filiale in Freising anlegte.
1835 erwarb Manz, da Landshut inzwischen durch Verlegung der Universität nach München von seiner Bedeutung namentlich als Verlagsort viel eingebüßt hatte, von der Buchhändlerswitwe Barbara Schmidt durch Kauf die Montag & Weißsche Buchhandlung in Regensburg und übertrug samt dem ganzen Krüllschen Verlage auch seinen Wohnsitz dorthin.
Die Montag & Weißsche Buchhandlung, deren Realrecht Manz erwarb, war das älteste katholische Buchhandlungsgeschäft. Sie wurde 1737 von Joh. Leopold Montag unter seinem alleinigen Namen gegründet, nachdem dieser das Realrecht von Johann Conrad Peetz (gegr. 1724?) erworben hatte. 1783 wurde der ehemals Baderische Verlag in Regensburg (gegr. 1736 von Emmerich Felician Bader) angekauft. 1772 firmierte die Handlung Montag & Grauer, 1779 Montagsche Buchhandlung. Das gesamte Geschäft wurde nach dem Tode Montags von dessen Erben unter der Firma J. L. Montags seel. Erben fortgeführt. Nach Eitritt von J. L. A. Weiß (1788) wurde die Firma in Montag & Weiß umgeändert und ging nach dem 1811 erfolgten Tode Weiß' an Johann Friedrich Schmidt über, von dessen Witwe Manz das Geschäft erwarb.
Durch die lange Krankheit des Vorbesitzers war das Regensburger Geschäft zurückgegangen und es kostete Manz viele Mühe, namentlich das Sortimentsgeschäft wieder in die Höhe zu bringen. Da er sich aber mehr und mehr dem Verlage zuwandte, so trat er 1855 das Sortiment an seinen Schwiegersohn Alfred Coppenrath ab.
A. Coppenrath, der das erworbene Sortiments-Geschäft später[655] unter seinem eigenen Namen weiterführte, widmete sich auch dem Verlag, namentlich auf den Gebieten der Kirchen-Musik und Jugendschriftenliteratur. Erstere Abteilung ist 1887 an Heinrich Pawelek übergegangen und wird von diesem seitdem unter der Firma Alfr. Coppenraths Verlag (H. Pawelek) in Regensburg fortgeführt letztere Abteilung ging 1847 an den Volks- und Jugendschriften-Verlag (O. Manz) in Straubing über, der damit seine Handlung begründete. Coppenrath hatte 1871 sein Geschäft durch Ankauf von Verlagswerken der Mayrischen Buchhandlung in Salzburg (gegr. vor 1600), 1881 durch solche der Firma Heinrich Pfeil in Leipzig vergrößert. 1883 erwarb er auch den gesamten seit 1863 bestehenden Verlag von J. Georg Bössenecker in Regensburg, für den er, so lange er in seinem Besitze war bis 1891 diese Firma beibehielt. Seit 1892 ist A. Coppenraths Sortiment im Besitze einer Familienaktiengesellschaft.
1836 hatte Manz sowohl sein Landshuter Sortiments-Geschäft als die Filiale in Freising an J. Wölfle überlassen. In den Jahren 1843-45 erwarb dann Manz einen Teil des 1823 gegründeten Verlages von C. Etlinger in Würzburg, ferner die realen Buchhandlungsgerechtsamen von A. Attenkofer in Ingolstadt ( gegründet durch Krüll in Landshut) und C. Klöber in Amberg und vereinigte den Verlag dieser Firmen mit dem seinigen. Das Jahr 1848 schlug dem Manzschen Geschäfte tiefe Wunden und er mußte die größten Anstrengungen machen, um die begonnenen Druckarbeiten fortsetzen zu können. 1856 erwarb Manz von J. Rußwurm in Regensburg die reale Buchdruckereigerechtsame mit einer Druckerei von drei Maschinen und einer Handpresse, baute ein neues Gebäude für die Buchdruckerei, die er nach und nach bis auf 9 Maschinen vergrößerte. 1862 errichtete Manz in demselben Gebäude eine Kupferdruckerei. Die Rußwurmsche Druckerei war die ehemals einzige katholische St. Emmeramische und führte den Titel Hochfürstl. Bischofl. und Hochfürstl. Thurn und Taxissche Hofbuchdruckerei. In den nächsten Jahren wurde der Verlag samt einer Reihe von Verlagsgeschäften mit der Manzschen Firma vereinigt, so 1850 der von J. Giel in München, 1874 der von Fr. Hurter in Schaffhausen, 1875 der von Karl Kollmann in Augsburg und 1877 der von C. Sartori in Wien. 1866 erwarb Manz durch Kauf das Sortiments- und Verlagsgeschäft seines verstorbenen Bruders Friedrich Manz in Wien, welches hauptsächlich juridischen Verlag hatte. Dieses Geschäft trat Manz 1870 seinem Sohne Hermann Manz ab, der solches unter der Firma Manzsche k. k. Hofverlags– und Universitäts-Buchhandlung fortführte (vergl. Artikel ⇒ Klinkhardt).[656]
Am 50jährigen Geschäftsjubiläum der Firma G. J. Manz in Regensburg umfaßte das Verlagsverzeichnis 6390 Artikel mit 7666 Bänden. Das erste Verlagswerkchen hatte den Titel »Bete und Arbeite, von Riedhofer«; Manz bemerkt dazu »Der erste Griff war gut, denn Gottes Segen ruhte auf meinen ferneren Unternehmungen«. Unter den Verlagswerken befanden sich solche von großer Bändezahl, so die katholische Bibelübersetzung von Loch & Reischl; Baubergers Erzählungen; Bibliothek für die reifere christliche Jugend; Bourdalouds Werke; Cantus Weltgeschichte; Herchenbachs Erzählungen; Krönes homiletisches Reallexikon; die Werke des Kirchenlehrers A. M. v. Liguori; die Werke des Grafen Mailáth; die Realencyklopädie; Wisers Lexikon für Prediger; Zollners katechet. Werke etc. Die gefeiertsten katholischen Autoren der damaligen Zeit haben ihre bedeutendsten Werke bei Manz veröffentlicht, so: Arendts, Balmes, Bauberger, Bittner, v. Brandis, Brunner, Buß, Deutinger, v. Diepenbrock, von Döllinger, Faber, Fürstbischof Förster, Frantz, Gams, Gaume, Gförer, v. Görres, Haneberg, Hattler, Herchenbach, Hergenröther, Hettinger, Höfler, von Hurter, Jarisch, Knopp, Krönes, Lämmer, Lasaulx, Lierheimer, Loch, Lorinser, Mailáth, Maßl, Mehler, Menzel, Perrone, Pütz, Reischl, Roßhirt, Schegg, Schermer, Chr. von Schmid, Silbernagel, Sporschil, Wisemann, von Wurzbach Zollner u. v. a.
56 Jahre hatte Kommerzienrat Manz seinem Geschäfte vorgestanden, als er sich in den Ruhestand zurückzog. Er starb am 11. Dezember 1894. 1886 wurde die Verlags-Handlung nebst Buchdruckerei und Kunstverlag in eine Aktiengesellschaft umgewandelt unter der Firma Aktiengesellschaft Verlags-Anstalt vorm. G. J. Manz. Die neue Firma dehnte das Geschäft weiter, namentlich auch auf den Zeitungsverlag aus. Sie vereinigt gegenwärtig in ihrem Verlage folgende Blätter: die illustr. Jugendschrift »Efeuranken«; die homil. Monatsschrift »Prediger und Katechet«; ferner das »Korrespondenz- und Offertenblatt für die gesamte katholische Geistlichkeit Deutschlands«; die größte katholische Zeitung Bayerns »Der Bayerische Kourier und Münchener Fremdenblatt«. 1892 wurde eine Reihe Verlagsartikel des Litterarischen Instituts Dr. M. Huttler in München erworben. Seit 1896 firmiert die Gesellschaft: Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz, Buch- u. Kunstdruckerei Aktien-Gesellschaft in München-Regensburg.
Der Kunstverlag, welcher außer den rühmlichst bekannten Werken von: Fiesolo, J. von Fährich, Klein, Murillo, Oberoxer, Overbeck, Raphael, Schongauer, Steinlo, Leonardo de Vinci u. A. auch religiöse Darstellungen in ca. 1200 Nr. in 8°, 120 in 12°, 390[657] in 16° und 255 in 32°-Format in sich schloß, ging zunächst an Joh. Angerers Kunstverlag in München über, welcher ihn dann an B. Kühler's Kunstverlag in M. Gladbach verkaufte.
Quellen: Erinnerungsblätter von G. J. Manz, 2. Bände 1880 und 1892; Verlagskataloge; Buchhändler-Akademie 1889.
Buchempfehlung
»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.
90 Seiten, 5.80 Euro