Marschalk, Nikolaus

[659] Marschalk, N. Einem Drucker der Stadt Erfurt kommt der Ruhm zu, das erste in Deutschland mit griechischen Typen gedruckte Buch aufgelegt zu haben. Es ist dies der »Interpretamentum leue in Psellum etc.« welches von dem Erfurter Gelehrten Nicolaus Marschalk verfaßt und bei Wolfgang Schenck gedruckt wurde. Wolffgangus Schenck de Lipczk wurde 1502 in die Matrikel der Erfurter Universität aufgenommen, hat daselbst aber bereits von 1499 an gedruckt, in welchem Jahre sein erster datierter Druck »Opusculum ad angenda etc.« herauskam, zu dem Marschalk das oben genannte Wörterbuch geschrieben hat. In dem datierten Druck finden wir auch Schencks Buchdruckersignet: Auf schwarzem Grunde mit schmalem weißen Rand, ein unten abgerundeter Schild, in welchem sich drei Malerschildchen und zwei Werkzeugzeichen befinden; in den unteren Ecken die Buchstaben W. S.

Schon Schencks Vater, Hanns Schenck soll seit 1493 in Erfurt gedruckt haben, von Wolfg. Schenck ist nach 1507 kein Druck mehr nachweisbar. Sein jüngeres Schriftenmaterial ging an Nikolaus Marschalk über, während das übrige von Mathes Maler übernommen zu sein scheint.

Nicolaus Marschalk, um 1470 geboren, wurde 1491 als N. Marschalius de Gronenberg in Erfurt immatrikuliert; als Magister wird er 1496 als de Roßla bezeichnet und später legt er sich infolge seiner griechischen Studien den Beinamen Turius zu. Neben seiner Wirksamkeit als Lehrer finden wir ihn auch als Ratsschreiber von Erfurt tätig. Als solcher gründet er um 1501 eine Privatdruckerei in seinem Hause. Hier entsteht Erfurts ältester Notendruck, sowie die »Introductio, ad litteras hebraicas utilissima« eins der ersten deutschen Bücher mit hebräischem Druck (vergleiche hierzu die Mitteilung von E. Nestle im Zentralblatt für Bibliothekswesen 1895 Seite 480). Hier entsteht auch die noch heute bewunderswerte Gedichtsammlung Enchiridion Poetarum Clarissimorum, die übrigens ein interessantes Bildnis von Marschalk selbst enthält.[659]

Als Bakkalaurius finden wir Marschalk 1502 an der neu gegründeten Universität Wittenberg, wohin er seine Druckerei mitgenommen hatte und in ihr unter anderen das erste in Wittenberg hergestellte griechische Buch druckte.

Vorübergehend in Brandenburg a. d. Havel als sächsischer Gesandter, finden wir Marschalk seit 1505 am Hofe Herzogs Heinrich von Mecklenburg zu Schwerin als einen der ersten Hofbeamten tätig. 1510 läßt er sich bei der Universität Rostock einschreiben und siedelt auch hierhin über. Ulrich von Hutten widmete ihm damals eine seiner Elegien. Als herzoglicher Rat bezieht er ein Jahrgehalt von 40 rheinischen Gulden, dazu »ein drombt Rogkenn, ein drombt Maltz, einenn Ochsenn vnnd ein Swyn«, außerdem besaß er aber noch Einkünfte als außerordentlicher Universitätsprofessor.

Seine Wittenberger Druckerei hatte er nicht mitgenommen, sondern dem späteren gekrönten Dichter Hermann Trebelius aus Eisenach überlassen, der, als 1506 in Wittenberg die Pest ausbrach, seine Offizin nach Eisenach verlegte. Etwas später finden wir sein ganzes Druckmaterial im Besitze von Wolf Sturmer in Erfurt, sodaß es damit wieder an seinen ursprünglichen Ausgangspunkt zurück gelangte. Allerdings verblieb der einstige Marschalksche Druckapparat hier nicht für immer, denn schon 1508 finden wir ihn im Besitze von Johann Gronenberg in Wittenberg.

Im Jahre 1514 beginnt Marschalks Druckertätigkeit in Rostock und es scheint, als ob er einen Teil seiner alten Typen von Gronenberg zurückerworben habe. Die Offizin bestand hier etwa 10 Jahre; Marschalk starb am 12. 7. 1525, nachdem er 25 Drucke vollendet hatte.

Quellen: Lisch, Buchdruckerkunst in Mecklenburg, Schwerin 1839; Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels X (J. Braun); Centralblatt für Bibliothekswesen 1895 Seite 353 uff. (Gustav Bauch); vergl. Müffelmann, die Reimchronik des Marschalk Thurius, Rostock 1876.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 659-660.
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