Meder, Michael

[664] Meder, M. Der wichtigste Buchdrucker in der ersten Hälfte der Stralsunder Buchdruckergeschichte ist Michael Meder.

Das Jahr, in welchem Stralsund die Belagerung Wallensteins aushalten mußte, 1628, gab der Stadt auch die erste Presse. Moritz Sachs aus Rostock war auf Verlangen des Stralsunder Magistrats hier zuerst tätig gewesen, scheint sich aber nur kurze Zeit aufgehalten zu haben, weil ihm die Bedingungen der Niederlassung nicht konvenierten; er kündigte den Dienstvertrag auf mit der Bemerkung »daß solches in der ganzen Welt keinem Buchdrucker zugemutet werde«.[664]

Von 1630 ab war der Schwager von Sachs, Augustin Ferber aus Rostock (der Vater dieses Druckers A. Ferber I aus Rostock gilt als der erste Buchdrucker in Greifswald, wo er 1581 den ersten Druck herausbrachte) einige Jahre in Stralsund tätig; ihm folgte Peter Schmidt, dessen Bestallung von 1632 datiert ist; er druckte 5 Jahre in der Stadt Stralsund.

Ihm folgte Michael Meder, Buchdruckerssohn aus Ulm, dessen Offizin sich 70 Jahre in Stralsund behauptete. Auch Meder trieb seine Kunst in Rostock, bevor er um 1637 nach Stralsund kam. Er erhielt zugleich die Berufung zum Buchhändler der Stadt und machte nach Danzig und Polnisch-Lissa hin bedeutende Geschäfte. Während der 1678 erfolgten Belagerung Stralsunds durch Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg wurde seine Offizin ein Raub der Flammen. Um sich wieder aufzurichten, griff er auch zu der typographischen Kunst, Gedichte in allerlei künstlichen Formen zu drucken. 1682 druckte er z. B. ein Gedicht zum Lobe der Typographie in der Form eines Greifs (dieses hochinteressante typographische Erzeugnis findet sich neugesetzt in Mohnickes Buchdruckergeschichte in Pommern); ein Pferd dedizierte er dem damaligen Generalgouverneur von Pommern. 1690 starb Meder; sein Sohn Andreas Meder führte die Offizin unter der Firma Michael Meders Erben fort bis 1715. Er wurde in diesem Jahre bei der Belagerung durch eine Bombe getroffen und starb, mit ihm erlosch das Geschäft. In der Mederschen Offizin wurden außer den üblichen Bekanntmachungen, Gelegenheitsschriften, Leichen- und andere Casualpredigten, kleine Kirchen- und Schulbücher gedruckt, die theolog. Schriften des Superintendenten D. Friedlieb, die dem Geschäft viel einbrachten. Bei Meder erschienen auch die ersten Ausgaben des alten Stralsundischen Gesangbuches 1645, 1709, 1714.

Michael Meders Schwiegersohn Johann Ernst Ebeling, der einige Zeit in der Mederschen Offizin arbeitete, fing 1686 oder 1687 an, die ersten Zeitungen in Stralsund zu drucken: I. N. I. Extract, Aller einkommenden Novellen. Mit dem Druck dieser Zeitungen unter dem Titel »Wöchentliche Gazetten« fuhr später der Drucker Georg Christian Schindler fort. Dieser starb 1750; die Druckerei wurde noch eine zeitlang von seiner Witwe fortgeführt.

Meder stammte, wie eingangs erwähnt, aus einer Ulmer Buchdruckerfamilie. Sein Vater, Johann Meder aus Laugingen wird als Ulmer Ratsbuchdrucker von 1611-23 erwähnt. Als Nachfolger kommt sein Sohn, der Stadtbuchdrucker Johann Michael Meder vor, dem nach einem Jahre schon der zweite Sohn, der bis dahin in Kopenhagen gewesene Johann Sebastian Meder folgt. Er starb 1635. Seine Witwe heiratete 1637 den Buchdrucker [665] Balthasar Kühn aus Erfurt, welcher nunmehr die Ulmer Ratsbuchdruckerei fortführte.

Quellen: G. Mohnicke, Geschichte der Buchdruckereien in Stralsund bis zum Jahre 1809, Stralsund 1833; desselben Buchdruckerkunst in Pommern, Stettin, 1846 (vergl. auch Artikel Hessenland); Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels Band X und XVII.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 664-666.
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