[672] Mentel, J. Johann Mentel, geboren um 1410 in Schlettstadt siedelte 1447 nach Straßburg über, wo er in diesem Jahre als scriba aurarius der zugleich das Amt eines Notars versah, das Bürgerrecht kaufte. Van der Linde nimmt an, Gutenberg, der mit Mentel zu Straßburg in Berührung gekommen sein kann, habe ihn nach 1450 zu sich nach Mainz als Buchstabenschneider und Illuminist berufen. Zu Mainz sei dann Mentel in die Geheimnisse der Typographie eingeweiht worden und sei erst 1455, als Gutenberg und Fust sich trennten, nach Straßburg zurückgekehrt. Bestimmt ist die Errichtung seiner Druckerei nicht festzustellen. 1460 hatte er bereits eine lateinische Bibel im Druck vollendet.
Die Tätigkeit, welche Mentel auf typographischem Gebiet entfaltete, und zwar meist allein, vor 1466 nur vorübergehend in Gemeinschaft mit ⇒ Heinrich Eggestein, später mit ⇒ Adolf Rusch war eine höchst bedeutende. Nicht nur, daß eine ganze Reihe meisterhaft ausgeführter Druckwerke aus seiner Offizin hervorgingen, darunter mächtige Folianten, wie das bereits von Gutenberg gedruckte Katholikon des Joh. Ballus und des Vincentius Bellovacensis Specula, er war zugleich, nach Schöffers Vorbild, sein eigener Buchhändler und bezog mit seiner Ware die Messen in Frankfurt a. M. und anderwärts. Um einen leichteren Absatz zu erzielen, verbreitete er dabei gedruckte[672] Zettel, auf welchen seine Bücher verzeichnet und angepriesen, und die Käufer eingeladen waren, in seine Herberge zu kommen. Von diesen ältesten Verlagskatalogen existierten noch drei Exemplare (in Paris und München), und obgleich keines derselben Mentels Namen anführt, so ist ihr Urspruch aus seiner Presse durch die Typen und die Zeit nicht zweifelhaft. Diese Tatsache ist um so weniger auffällig, als Mentel in den meisten Fällen wie Gutenberg es unterlassen hat, seinen Namen, ja nur Ort und Jahr des Drucks, in einer Schlußschrift anzugeben. Jene Verlagsverzeichnisse beweisen für 13 Druckwerke, daß dieselben Mentel zuzuschreiben sind. Bei einer Anzahl anderer Drucke beweist die Beischrift, daß es Mentel'sche sind. Im ganzen dürfen mindestens 27 Drucke, darunter ca. 37 Bände in Großfolio, auf Mentel zurückgeführt werden.
Mentel, dem Kaiser Friedrich III. gestattet hatte, den Löwen des Schlettstadter Wappenschildes in das seinige mit aufzunehmen, starb am 12. Dezember 1478 und wurde auf dem Leichhof der St. Michaelskapelle an der nordöstlichen Seite des Münsters begraben.
Seine Druckerei, die im Hause »Zum Tiergarten« in der Nähe des Frohnhofs sich befand, übernahm angeblich zuerst sein Schwiegersohn und Gehilfe Adolf Rusch aus Ingweiler und später ⇒ Martin Flach aus Küttolsheim bei Straßburg; wahrscheinlicher jedoch führte sie ⇒ Johann Prüß aus Württemberg weiter, der seit 1504, wenn nicht schon früher, ebenfalls im Hause zum Tiergarten druckte.
Quellen: Schmidt, älteste Bibliotheken, Straßburg 1882; vergl. auch Kapp, Buchhandel Band I, Börckel, Gutenberg, Frankfurt a. M. 1900 und A. v. d. Linde, Gutenberg, Stuttgart 1878.