[692] Mieck, A. Die Gründung der jetzigen Firma A. Mieck, Verlagshandlung G. m. b. H. in Prenzlau geht in das Jahr 1724 zurück. Das jetzt sehr umfangreiche Geschäft ist als die erste und älteste Buchdruckerei in Prenzlau und in der Uckermark anzusprechen. Als solche eröffnete sie 1724 der Buchhändler und Buchdrucker Christian Ragoczy. Er druckte u. a. 1758 das erste Prenzlauische Gesangbuch.
Sein Sohn, Christian Gottfried Ragoczy ist der Begründer der heutigen »Prenzlauer Zeitung«, deren erste Nummer 1796 unter dem Titel »Uckermärkische gemeinnützige Blätter« erschien. Sie ist im Laufe der vergangenen 100 Jahre unter den mannigfachsten Titeln erschienen, offenbar wie der Zeitgeschmack es gerade verlangte, bald als Beobachter, Athenaea, Intelligenzblatt oder Volksblatt.
Um die Wende des 19. Jahrhunderts übernahm die Firma Christian Jakob Ludwig Ragoczy, für den seine Mutter das Geschäft bis 1821 fortführte. Ludwig Ragoczy war ein Mann von weitem Gesichtskreis und ausgesprochenen schöngeistigen Interessen. Die Zeitung erhob sich unter seiner Leitung zu einer literarisch beachtenswerten Höhe. Den Buchverlag der Firma wußte Ludwig zu großer Blüte zu bringen. Neben namhaften uckermärkischen Pädagogen und Theologen verlegte er das 11bändige Werk F. H. v. d. Hagens »Tausend und ein Tag« und gab die 118 Bände starke »Übersetzungsbibliothek der griechischen und römischen Klassiker« heraus.
Auf Ragoczy, der Anfangs 1830 starb, folgte als Besitzer F. W. Kalbersberg, der das Lebenswerk seines Vorgängers, die Übersetzungsbibliothek, zum Abschluß brachte und den Verlag durch medizinische und geographische Werke erweiterte.[692]
Nur kurze Zeit waren Kalbersbergs Nachfolger, R. Burghardt und H. Uhse Besitzer der Firma, bis dieselbe am 15. 8. 1872 von A. Mieck übernommen wurde. Das Sortiment gab er 1878 an Th. Biller ab, der es 1902 an Richard Schaeffer weiter verkaufte. Seitdem wird es unter der Firma Theophil Billers Nachfolger fortgeführt.
Mieck baute nunmehr seinen Verlag kräftig aus. Der Kalender »Der Reichsbote«, der zeitweise in einer Auflage von 100000 Stück erschien, erlebte 9 Jahrgänge, daneben erschienen eine Anzahl pädagogischer und heimatkundlicher Werke.
Seit dem Umzug des Geschäfts von Prinzenstraße 636 nach Klosterstraße 24, galt seine Hauptsorge der Ausgestaltung der Druckerei; das Magazin amtlicher Formulare und die Kontobücherfabrik wurden erweitert, demnächst gesellte sich auch eine lithographische Anstalt nebst Steindruckerei hinzu und auch eine Buchbinderei in großem Maßstabe mußte eingerichtet werden. Die »Prenzlauer Zeitung« wuchs zu dem meistgelesensten Blatt der Uckermark heran. 1880 begründete Mieck die Fachzeitschrift »Der Landbote«, welche sich schnell einführte und als Organ der Brandenburgischen Landwirtschaftskammer jetzt geachtet dasteht. Um diese Fachzeitschrift, der sich ähnliche, von denen hier nur der »Dorfbote« genannt sein mag, anschlossen, gruppierte sich allmählich ein Spezialverlag für landwirtschaftliche Fachliteratur.
Der rastlose Geist Miecks fand aber hierin nicht volle Befriedigung, die Ziele Miecks gingen weiter, er suchte auch der Allgemeinheit in besonderem Maße zu dienen. 1889 übernahm er die Geschäftsführung des durch seine Veranlassung begründeten Molkerei-Revisionsverbandes für Brandenburg, Pommern, Sachsen und beide Mecklenburg. Seiner Vaterstadt leistete er als Stadtrat hervorragende Dienste. Seine letzten Lebensjahre Mieck starb 1904 galten fast ausschließlich der Begründung und dem Aufbau des Uckermärkischen Museums in Prenzlau. »Seine Verdienste um dieses wertvolle Institut sichern ihm alle Zeit die dankbare Erinnerung seiner Landsleute. Mit großen Opfern an Zeit und Geld war er rastlos tätig, durch Ausgrabungen vorgeschichtlicher Funde die Sammlungen des Museums zu vervollständigen, und mit noch größeren Opfern hat er die literarische Verwertung dieser Arbeiten ermöglicht, an deren Niederschrift er selbst tätigen Anteil nahm.«
Nach dem Tode des Kgl. Kommissionsrates Mieck traten über dreißig Landwirte, Kaufleute und Gewerbetreibende der Uckermark zu einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung zusammen, welche das Unternehmen seit 1905 in den alten Bahnen fortführt.
Quellen: Aus drei Jahrhunderten, Prenzlau 1905.