Milikowsky, Johann

[694] Milikowsky, J. Eine der charakteristischen Buchhändlergestalten Österreichs in der Mitte des 19. Jahrhunderts war Johann Milikowski zu Lemberg.

Im Jahre 1781 zu Oldrzychowitz in österreichisch-Schlesien von unbemittelten Eltern geboren, besuchte er zuerst die dortige Dorfschule, überwand aber bald alle Schwierigkeiten, welche sich dem Genusse eines besseren Schulunterrichts entgegenstellten, indem er es möglich machte, die Gymnasien zu Pudlein und Preßburg besuchen zu können. 1803 trat er in die Buchhandlung von Pfaff in Lemberg als Lehrling ein. Zu weiterer buchhändlerischer Ausbildung begab er sich 1815 nach Berlin, kehrte aber schon nach zwei Jahren nach Lemberg zurück, um die Geschäftsführerstelle in der Buchhandlung seines Lehrprinzipals zu übernehmen. Diesen Posten bekleidete er bis 1822, in welchem er in Gesellschaft von Ignaz Kuhn eine eigene Buchhandlung unter der Firma Kuhn & Milikowski gründete. Die Gesellschaft löste sich im Jahre 1835 wieder auf, und, nachdem Milikowski schon früher die beiden Filialen seines Kompagnons, in Stanislawów und Tarnów, käuflich an sich gebracht hatte, führte er nun diese drei Geschäfte von dieser Zeit an unter seinem Namen weiter. Nicht nur in Galizien eröffnete er dem deutschen und französischen Buchhandel neue Absatzquellen, auch weiter nach Osten wußte er für denselben zu wirken. So versorgte er beispielsweise die beiden russischen Universitäten in Kiew und in Charków durch eine lange Reihe von Jahren mit den Erzeugnissen dieser beiden Literaturen. Dabei fand er noch immer Zeit, den polnischen Buchhandel mit Vorliebe zu kultivieren, und so manches gute Werk in polnischer Sprache wurde sogar mit pekuniären Opfern von ihm verlegt. Nach 46jähriger segensreicher Tätigkeit zog er sich 1849 vom Geschäfte zurück und überließ seine drei Buchhandlungen der selbständigen Leitung seiner zwei Söhne Edmund ( 1882) und Johann Milikowski.

Der Geschäftsgründer, welcher am 16. 8. 1866 starb, gab u. a. auch Anregung zu der ersten Zusammenkunft österreichischer Buchhändler im Jahre 1846, bei welcher einige der nützlichsten Einrichtungen, die innerösterreichische Abrechnung betreffend, zustande kamen.

1868 wurde die Tarnower Filiale an Wilhelm Gazda verkauft und 1883 ging das Zweiggeschäft in Stanislawow an Andreas Michalik über. Auch das Hauptgeschäft in Lemberg befindet sich seit 1883 in anderen Händen, nachdem es damals von Paul Starzyk erkauft wurde.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1866.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 694.
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