[745] Pantzschmann. Der Leipziger Ratsherr Augustin Pantzschmann ist bereits in Verbindung mit Gottfried Hittorp (Bd. III S. 469 d. W.) von uns genannt worden. Unter der Firma Pantzschmanns Buchhandel tritt in den Leipziger Schöppen- und Gerichtsbüchern im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts eine Buchhandelsgesellschaft auf, von der merkwürdigerweise die bibliographischen Annalen nichts wissen, obschon sie noch im Jahre 1524 mit einem Geschäftskapital von 7000 Gulden arbeitete.
Augustin Pantzschmann entstammte einer alten Leipziger Familie, die aber erst in seiner Person auf den Ratsstuhl gelangte. Er betrieb Warenhandel, Weinschank und Gastwirtschaft, sein Lokal lag in bester Buchhändlerlage, in der Grimmaischen Straße und bei ihm verkehrten namentlich während der Messen viele Buchhändler.
Den ersten Anstoß zu Pantzschmanns Beteiligung an einem Buchhändlerunternehmen gab wahrscheinlich seine Verschwägerung mit dem Kölner Buchhändler Ludwig Horncken, der eine Tochter Pantzschmanns heiratete und seinen Freund und Studiengenossen G. Hittorp nach sich zog. Horncken war 1512 nach Leipzig gekommen.
Plötzlich taucht nun in Leipzig die genannte Verlagsgesellschaft auf, zu der neben Pantzschmann, Hittorp und Horncken wahrscheinlich auch noch andere gehörten. Der Hittorp-Hornckensche Verlag trug zwar einen ausgeprägt katholischen, überwiegend aber humanistischen Charakter, er bestand auch fast nur aus schweren Folianten. In Wittenberg hatte die Gesellschaft eine Filiale errichtet, deren Erfahrungen sie wahrscheinlich dazu führten, sich energisch an der damals gerade emporschnellenden Kleinliteratur des Beginns der Reformationszeit zu beteiligen. Auch Sortiment betrieb die Gesellschaft, gab es aber 1518 an Gregor Jordan ab.
Außer in Wittenberg besaß die Assoziation in Prag ein Verlagslager, wo sie, bezw. der Sortimentsgesellschafter Jordan, namentlich die scholastischen Werke von Johann Gerson und Petrus Lombardus sowie die Prager Breviere der Handlung von Martha Schmiedehofer, der Witwe des Buchführers Johann Schmiedehofer in Leipzig (1495-1509) vertrieb. Der eigentliche Leiter des ganzen Geschäftes war Horncken, welcher indes schon 1521 starb. Bald darauf finden wir Pantzschmanns Buchhandel in einer Personalunion mit dem bisher bedeutendsten reinen Verlagsgeschäft Deutschlands,[745] mit dem ⇒ Johann Rynmanns in Augsburg. Als auch dieser 1522 gestorben war, tritt an seine Stelle sein Schwiegersohn Wolf Präunlein auf den Plan, der zugleich als »der Pantzschmannin Diener« erscheint. Nur eine kurze Unterbrechung, während welcher Zeit Präunlein in Augsburg erscheint, läßt ihn wieder von Leipzig verschwinden. 1529 ist er aber wieder in der Buchhandelsmetropole und kann da noch bis 1537 verfolgt werden. Geschäftliche Mißhelligkeiten, vornehmlich wohl veranlaßt durch große Zinnspekulationen Präunleins, zwangen die Assoziation, sich 1524 ihrer Verlagsniederlagen in Wittenberg und Prag zu entledigen. Gregor Jordan übernahm die daselbst liegenden Vorräte für 1300 Gulden auf Terminzahlungen. »Pantzschmanns Buchhandel« verschwindet jetzt spurlos wie er aufgetaucht.
Quellen: Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels, Band 10-16; Kapp, Buchhandel.