[753] Persiehl, H. O. Hermann Otto Persiehl, der um die Mitte des 18. Jahrhunderts in Hamburg einwanderte, entstammte wahrscheinlich einer französischen Emigrantenfamilie und war am 28.8.1822 geboren. Er verbrachte seine Lehrzeit und nach dieser auch noch längere Zeit als Gehilfe in der damaligen Langhoffschen Offizin und machte sich in der Sturmperiode der Jahre 1848/49 selbständig, indem er am 13. September 1849 am Neuen Wall Nr. 81 die erste Handpresse aufstellte, die speziell für den Druck des »Nachbar«, eines von seinem Schwager C. H. Behn 1848 begründeten[753] christlichen Volksblattes, bestimmt war. Dieses Blatt und die zufließenden Druckarbeiten brachten das Geschäft bald zum Gedeihen, sodaß sich schon 1851 und dann 1859 Verlegungen der Buchdruckerei nach anderen Lokalen notwendig machten. Inzwischen hatte sich Persiehl verheiratet und der Ehe entsprossen vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter. Der 1859 geborene älteste Sohn Hermann Otto Persiehl (II) ist der jetzige Mitinhaber des Geschäfts. Anfangs 1860 besaß die Druckerei eine Schnellpresse, zwei Handpressen und eine Paginiermaschine und beschäftigte zwei bis drei Gehilfen und zwei Lehrlinge. Vom Jahre 1862 an nahm sie einen größeren Aufschwung und entwickelte sich stetig bis zum Jahre 1878, indem sie nach mehrmaligen durch Betriebserweiterungen notwendig gewordenen Umzügen in das durch Kauf erworbene eigene Haus am Stöckelhorn 3 übersiedelte. Wenige Jahre darauf, am 31.1.1882 entschlief der Geschäftsgründer, der es verstanden hatte, durch unermüdlichen Pflichteifer sein Geschäft aus den kleinsten Anfängen heraus zu ansehnlicher Bedeutung emporzuheben.
Das Gutenberghaus H. O. Persiehl, das damals 18 Angestellte und 4 Lehrlinge beschäftigte, ging nunmehr an die Witwe über und an ihrer Stelle übernahm der 23jährige oben erwähnte Sohn, der in der Schlüterschen Buchhandlung in Altona den Buchhandel erlernt und sich bei Otto Spamer in Leipzig in allen graphischen Zweigen ausgebildet hatte, als Bevollmächtigter und Teilhaber die Leitung des Geschäfts. Seinem Prokuristen und Teilhaber Lusznat und seinem Schwager Rudolf Stumme, der 1894 als Leiter der Papierhandlung und Prokurist in das Geschäft eintrat, war es beschieden, dasselbe in verhältnismäßig kurzer Zeit zu einem graphischen Großbetriebe emporzuheben.
Ende der achtziger Jahre wurde der Buchdruckerei eine Buchbinderei und eine Steindruckerei angefügt, 1890 die Königsche Buchdruckerei angekauft, 1896 durch den Ankauf des Papier-Engros- und Exportgeschäfts von F. Haas u. Co. ein neuer Zweig, das Papier-Engros- und Exportgeschäft, dem alten Unternehmen hinzugefügt; und 1898 wurde die Papierhandlung in der Brandstwiete bedeutend erweitert. Endlich wurde, da die bisherigen Geschäftsräume mit dem raschen Wachstum der Firma wiederum nicht in Einklang standen, ein stattlicher Neubau, das Gutenberg-Haus genannt, aufgeführt. Das neue Heim wurde im Jahre 1900 mit über 200 Angestellten bezogen, die sich seitdem auf über 260 Köpfe vermehrt haben. Von diesen kommen 94 auf die Buchdruckerei und 47 auf die Buchbinderei; die übrigen verteilen sich auf die anderen Geschäftszweige. An Maschinen besitzt heute die Buchdruckerei 15 Schnellpressen, 9 Tigeldruck- und 2 Handpressen, die Steindruckerei[754] 2 Schnellpressen und 4 Handpressen, die Buchbinderei 50 Hilfsmaschinen. Die Betriebskraft liefern 16 Elektromotore mit 50 Pferdekräften, und zur Beleuchtung dienen 300 Glühlampen und 6 Bogenlampen. 2 elektrisch betriebene Fahrstühle vermitteln den Verkehr durch die Stockwerke des Hauses.
Der »Nachbar«, der Grundstein des Geschäfts, erscheint heute in einer wöchentlichen Auflage von 150000 Exemplaren und wird in 16 verschiedenen Ausgaben hergestellt, die zwar hauptsächlich in Deutschland ihren Leserkreis finden, aber auch in alle anderen zivilisierten Länder gelangen und dort die Landsleute mit der Heimat verbinden. Zu seiner Herstellung werden jährlich 12 Millionen Bogen Papier verbraucht und für Porto und Postpakete werden jährlich 45000 Mark verausgabt.
Quellen: Schlotke, das Gutenberghaus H. O. P. in Hamburg, 1900.