Reimmann, August

[809] Reimmann, A. Aug. Reimmann wurde als jüngstes der fünf Kinder des Strafanstaltsdirektors R. zu Ueckermünde am 4. Dezember 1817 geboren. Sieben Jahre alt, verlor er den Vater; mit der Mutter zog er nach Stargard, wo er im dortigen Pfarrhause eine freundliche Aufnahme fand. In Stargard erlernte er auch den Buchhandel und trat 1841 seine erste Gehilfenstelle in Bamberg an. Ende 1843 übernahm Reimmann die Geschäftsführerstelle in der Buchhandlung von Craz und Gerlach in Freiberg, machte aber vier Jahre später sich selbständig durch Errichtung einer dritten Buchhandlung am dortigen Platze. Unter seinen Mitbürgern sehr beliebt, wählten ihn dieselben zum Stadtverordneten, später zum Stadtrat und im Jahre 1848 wurde er als Landtagsabgeordneter in die sächsische Kammer entstand. Die Gründung einer politischen Zeitung, des »Freiberger Tageblattes«, und einer eigenen Druckerei gaben dem schaffenden Geiste neue Nahrung.

1849 beteiligte sich Reimmann an dem Maiaufstand in Dresden und zog führend in den Kampf. Beinahe hätte die Kugel eines Wachtpostens seinem Leben ein vorzeitiges Ende bereitet. Er mußte fliehen, verlor Hab und Gut und fand erst in der Schweiz eine neue Heimat. Die Reimmannsche Buchhandlung in Freiberg war inzwischen an einem Bruder seiner Frau, Carl Julius Frotscher, verkauft worden. Seit 1894 befindet sich die Frotschersche Buchhandlung im Besitze von Wilhelm Jahn.

Kaum mit dem Nötigsten versehen betrat der flüchtige Reimmann den schweizerischen Boden. Ein Bruder Freimaurer, den er auf der Reise kennen lernte, nahm ihn mit nach Aarau, wo Reimmann in der Sauerländerschen Buchhandlung ein Unterkommen fand. Nach Aufgabe dieser Stellung siedelte er 1852 nach Frauenfeld über und errichtete hier unter der Firma Verlags-Comtoir wiederum ein eigenes Geschäft. Mit aller Energie wurde das neue Unternehmen begonnen, die noch heute weit verbreiteten[809] Zähringerschen Rechenhefte verlegt und die heute noch bestehende »Thurgauer Zeitung« ins Leben gerufen. 1855 ging die Sortimentsabteilung an Alexander Louis über, von dem sie 1860 an Otto Linnekogel und J. Huber kam und nunmehr unter der Firma J. Hubers Buchhandlung fortgeführt wurde.

In Gemeinschaft mit seinem Landsmann Philipp Knoch erwarb Reimmann nunmehr die damals dem Konkurs nahe Buchhandlung von Meyer u. Zeller in Zürich. Mit unentwegtem Fleiße baute Reimmann seinen von Frauenfeld überführten Verlag aus. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die Einführung guter Schulbücher, mit denen er auch großen Anklang fand. Unter der gleichen Firma Meyer u. Zeller gründete Reimmann ein Filialgeschäft in Glarus, das er 1873 seinem Geschäftsführer J. J. Baeschlin überließ. Auch einen größeren Teil seines Verlages trat Reimmann 1873 an J. Vogel in Stuttgart ab, der denselben unter der Firma Meyer u. Zellers Verlag in Stuttgart fortsetzte.

Reimmann starb am 13. 12. 1878, das Geschäft ging an seine Söhne Hch. und Otto Reimmann über.

Quellen: Hch. Reimmann, Blätter der Erinnerung an A. R. Zürich 1879.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 809-810.
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