Schönsperger, Hans

[862] Schönsperger, H. Hans Schönsperger, der berühmte Drucker des Theuerdank, kommt in den Augsburger Steuerlisten schon 1474 vor; er entfaltete in einem Zeitraum von 44 Jahren eine überaus reiche Tätigkeit. Sein Theuerdank wird einstimmig als ein in seiner typographischen Ausführung unübertroffenes Meisterwerk gepriesen, das insonderheit auch durch prachtvolle Holzschnitte von Schäufelein, Burgkmair und Dienecker geziert ist. Die erste Ausgabe dieses Prachtwerkes, das die Brautfahrt und Abenteuer Maximilians, des letzten deutschen Ritters, zum Gegenstand hat und nach Aufzeichnungen des Kaisers von Melchior Pfinzing dichterisch bearbeitet wurde, ist von Schönsperger im Jahre 1517 zu Nürnberg gedruckt worden. Die Drucke dieses Typographen weisen überhaupt eine solch vortreffliche Ausstattung auf, daß ihnen hinsichtlich des Holzschnittschmuckes kaum ähnliches an die Seite zu setzen ist. Neben dem Theuerdank sind es hauptsächlich noch die beiden deutschen Bibeln, die elfte von 1487 und die zwölfte von 1490 mit prächtigen Holzschnitten, ferner das Luthersche Testament von 1523 mit Holzschnitten von Schäufelein, u. v. a.

Von Nürnberg ging Schönsperger nach Augsburg, wo er 1519 die zweite Theuerdankausgabe druckte. Sein Sohn Hans Schönsperger der Jüngere druckte ebenfalls in Augsburg, hat sich später aber mehr dem Verlagsbuchhandel gewidmet und ließ dann meistenteils bei Johann Othmar in Augsburg drucken. Der jüngere Schönsperger erscheint 1497 bis 1530 in den Augsburger Steuerlisten, sein erstes Werk 1510, nach 1523 scheint er sich nur noch mit Verlag beschäftigt zu haben.

1523 begründete er die erste Zwickauer Druckerei, verbunden mit Papiermühle und Zeugdruckerei in einem am Markt belegenen Hause und setzte Jörg Gastel als Drucker ein.

Gastel lieferte 1523 bis 25 über 80 Drucke, darunter viele anonyme Flugschriften, Luther, auch Schriften der Waldenser, böhmischen Brüder und Zwickauer Propheten, so daß 1524 die Stadt vom Nürnberger Rate verwarnt wird.[862]

Ende 1524 trat Schönsperger seine Zwickauer Druckerei an Georg Lurtz in Leipzig ab. 1527 erwirbt sie Gabriel Kanz.

Er verlegt das Geschäft auf den Schönen Anger, wo es im Februar 1528 abbrennt. Nach seinem 1529 erfolgten Tode heiratet die Witwe seinen Gesellen Wolf Meyerpeck, der bis 1550 in Zwickau druckt und dann der erste Drucker von Freiberg wird (vergl. Band I S. 159 ds. Werkes).

Quellen: Goetze, Hochdeutsche Drucker der Reformationszeit, Straßburg 1905; Fabian, Einführung der Buchdruckerkunst in Zwickau, in Mitteilungen des Zw. Altertumsvereins 1899, Heft 6; Kapp, Buchhandel; Klemm, Katalog; Archiv f. Gesch. des deutsch. Buchhandels, Bd. 12 u. 13.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 862-863.
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