[900] Sensenschmid, J. Von einem Gehilfen Gutenbergs, dem Mainzer Heinrich Kefer oder Keffer, welcher in dem Prozeß Fusts gegen Gutenberg als Zeuge mit Berthold von Hanau aufgeführt ist, wurde die Kunst nach Nürnberg überführt. Kefer begründete hier in Gemeinschaft mit dem Deutsch-Böhmen Johann Sensenschmid (schon 1458 wird in der Erfurter Matrikel ein Peter Sensensmyt aus Nürnberg verzeichnet) von Eger die erste Buchdruckerei. In Verbindung mit Sensenschmid steht der 1470 auftretende erste Nürnberger Verleger Heinrich Rumel, welcher später mit Sensenschmid in einem jahrelangen Rechtsstreit verwickelt war. Der erste Nürnberger Druck von 1470 entbehrt zwar der Firma der Drucker, ist aber durch die Schriftcharaktere als Erzeugnis von Sensenschmid und Kefer erkannt: es ist entweder das große »Comestorium vitiorum« des Franciscus de Retza von 289 Blättern, oder noch wahrscheinlicher ein in demselben Jahre gedruckter kleinerer Traktat des Kanzlers Gerson über »Cantica canticorum« von nur 39 Blättern. Die Genossenschaft der beiden Drucker dauerte bis zum Jahre 1473, in welchem auch das einzige Werk herauskam, das ihre gemeinschaftliche Firma trägt; es ist dies die große »Pantheologia« des Reynerus de Pisis, ein Riesenwerk in zwei großen Foliobänden von 439 und 421 Blättern, zugleich ein musterhaft schönes Druckdenkmal, dessen zierliche und geschmackvolle Charaktere die höchste Bewunderung verdienen. Nach 1473 verschwindet Heinrich Kefer vom Schauplatze und Johann Sensenschmid gewann einen neuen Gesellschafter in der Person des Andreas Frisner aus Wunsiedel, der von 1465 ab an der Leipziger Universität immatrikuliert gewesen war und es zum Magister artium gebracht hatte. Als Sensenschmids Teilhaber übernahm er zunächst die gelehrten Geschäfte bei Herstellung der Bücher, wie er auch auf dem ersten Druck der neuen Gesellschaft, Thomae Aquinatis Quodlibeta duodecim 1474, »Corrector« genannt wird. Bis 1478 waren beide vereint tätig und gaben eine beträchtliche Anzahl bedeutender Werke heraus, unter welchen die undatierte (vierte) deutsche Bibel eine hervorragende Stelle einnimmt. Alsdann aber verließen sie beide den bisherigen Ort ihrer Wirksamkeit, Sensenschmid, um nach Bamberg, wo er 1481 als Missaldrucker vorkommt, überzusiedeln, Frisner, um nach Leipzig zurückzukehren, wo er Professor der Theologie und 1482 Rektor der Universität wurde.
In Gemeinschaft mit Johann Beckenhub aus Mainz druckte Sensenschmid im Jahre 1485 zu Regensburg ein Missal, der einzige Regensburger Druck dieses Jahres. Beckenhub hatte bereits 1473 mit dem Straßburger Goldschmied Georg Hußner das Durandi[900] speculum indiciale in Folio gedruckt; aber auch hier hat er nur die Rolle eines Herausgebers bezw. Korrektors gespielt. Von Straßburg war Beckenhub nach Würzburg und von da nach Nürnberg gekommen, wo er mit Sensenschmid in Regensburg die erwähnte Verbindung eingegangen war. 1487 hat er als Buchführer das Bürgerrecht zu Regensburg erhalten. 1489 finden wir Beckenhub bei Anton Koberger in Nürnberg tätig, wo er die Herausgabe des Kommentars des Bonaventura über die Sentenzen des Lombardus besorgte.
Um 1490 finden wir Sensenschmid als Drucker in Gemeinschaft mit Heinrich Petzenberger in Bamberg.
Quellen: Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels Bd. 4, 10, 20; Kapp, Buchhandel; Klemm, Katalog.