Straub, Leonhard

[937] Straub, L. In der ersten Hälfte des Jahres 1578 stellte der 1550 geborene Buchdrucker Leonhard Straub in seiner Wohnung an der Webergasse die erste Buchdruckpresse in St. Gallen auf. Er scheint sich zuerst als Kalenderdrucker versucht zu haben. Aus dem[937] Jahre 1580 stammt der in Aldinischer Manier hergestellte Druck »Sestimonia de pralcipuis etc.«, verschiedene Kalender, sowie der »Gerichtsteufel, darinnen gezeigt und gehandlet wird, wie und in was maßen der leidig sathan bißweylen unordnung..... anrichten tut«. 1581 druckte er einen »Totentanz«.

Mit seiner Druckerei verband Straub einen sich schnell ausdehnenden Bücherhandel, mit dem er besonders nach dem Auslande große Geschäfte machte. Unweit Rorschach, am Goldachflüßchen, legte Straub 1581 auch eine Papiermühle an. Wegen wiederholten Druckes verbotener Bücher wurde Straub, der die Buchdruckerkunst in seiner Vaterstadt eingeführt hatte, im Jahre 1584 des Bürgerrechtes entkleidet und samt Frau und Kindern »aus der Stadt und deren Gerichten für immer verbannt.«

Straub zog mit seiner Druckerei an den Ort seiner Papierfabrik, seidelte aber bald mit einem Teile derselben nach Rorschach und nicht lange danach nach Konstanz über. Er richtete sich hier auch einen Buch- und Papierladen ein und führte bedeutende Druckarbeiten hier aus. Diese bestanden hauptsächlich in Meßbüchern, Brevieren und anderen Kirchenbüchern, die er für die katholische Welt- und Ordensgeistlichkeit druckte. Seine großen Unternehmungen scheinen Straub in Geldverlegenheiten gestürzt zu haben, sodaß er sich nach einem Geldgeber umsehen mußte, den er auch in dem Konstanzischen Edelmann Macharius Keller von Steinberg fand. Inzwischen war auch sein Bruder Georg Straub (geb. 1568, gest. 1611) ins Geschäft eingetreten. Diesem lag vor allem der Besuch der Messen und Märkte ob. 1598 kaufte indes Georg von dem Buchhändler Oswald Geßner zu Basel eine Presse samt Lettern und eröffnete wiederum in St. Gallen eine Druckoffizin, wo er sich auch als Holzschneider auszeichnete.

Um 1615 erscheint in Konstanz Jakob Straub, dem Leonhard Straub (II) folgte. Mit Franz Xaver Straub verschwindet im Jahre 1705 die Straubsche Offizin gänzlich.

Quellen: Wegelin, Buchdruckereien der Schweiz, St. Gallen 1836.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 937-938.
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