Wensler, Michael

[1039] Wensler, M. Nach den neuesten Untersuchungen (in Jahrbuch f. Schweiz. Geschichte Bd. XVII) gilt Michael Wensler als der älteste Baseler Drucker. Wensler, er nennt sich auch Wensel, Wenssler, Vrenssler, kam von Straßburg i. E. nach Basel, wo er 1463 an der Universität immatrikuliert und 1473 das Baseler Bürgerrecht erwarb und bis 1490 druckte. Stockmeyer und Reber nennen 21 anonyme und 28 datierte Drucke von ihm, letztere zum Teil in Gemeinschaft mit Bernhard Richel, Friedrich Biel und Jacob Kilchen.

Wensler ist eine interessante Persönlichkeit, unternehmend (er spekulierte sogar in Bergwerks-Aktien) und geistig hervorragend,[1039] durch eigene Schuld indessen vom Glück wenig begünstigt. Es ist anzunehmen, daß er sich mit dem Buchhandel befaßte, denn 1478 besuchte er, zusammen mit Amerbach, die Frankfurter Büchermesse; später finden wir ihn sogar auf einer Buchhändlerreise in Flandern und England, wobei er seine Bücher in Fässern mitführt.

Wenslers Buchdruckersignet stellt zwei schwarze Schilde, an einem Ast hängend, dar, links vier schräge Wellenlinien zwischen zwei Sternen, rechts Richtscheit.

Der letzte Baseler Druck Wenslers ist vom Jahre 1491 datiert. Um diese Zeit geriet er in finanzielle Schwierigkeiten, denn zu Halbfasten 1490 verkaufte er seine gesamte Buchdruckerei »nämlich allen und jeglichen Werkzeug und Druckgeschirr.... um fl. 253 Rheinisch dem ehrbaren Jakob Steinacher, genannt Allgowers, Kaufmann und Bürger zu Basel.« Wensler begab sich zunächst nach Clugay in Frankreich, wo der Abt Jakob von Ambois ihm den Druck eines Missale übertrug, wanderte dann nach Macon und beschloß seine Tätigkeit zu Lyon. 1499 taucht er wiederum in Basel auf, doch ist über seine weiteren Lebensschicksale nichts bekannt.

Von den Drucken Wenslers sind vorzugsweise seine rechtswissenschaftlichen Drucke hervorzuheben, darunter »Justinians Institutionen«, von denen vor 1500 weniger als 50 Auflagen in Deutschland, Frankreich und Italien gedruckt wurden. Ferner nennen wir das 1473 mit Fr. Biel erstmals hergestellte, damals weitverbreitete »Vocabularium juris utriusque«, das 1474 aufgelegte »Repertorium juris« u.a. Sein ältester nachweisbarer Baseler Druck sind die 1472, wenn nicht schon 1471 gemeinschaftlich mit Friedrich Biel herausgegebenen Briefe des Gasparinus Barzizius. Daß Wenslers Druckerei ziemlich bedeutend gewesen sein muß, geht aus dem Baseler Gerichtsarchiv hervor, nach welchem er im Jahre 1490 nicht weniger als 13 »Meistern und Knechten« beschäftigte, welche wegen ihres verdienten Lohnes mit Wensler im Rechtsstreit lagen.

Quellen: Stockmeyer u. Reber, Basler Buchdruckergeschichte, Basel 1840; Kapp, Buchhandel; Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels Band 5, 10, 11, 12, 14, 18 und 19; Heitz-Bernoulli, Baseler Büchermarken, Straßburg 1895; Bernoulli, Geistiges Leben in Basel, 1901.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1039-1040.
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