Wessel, Wilhelm

[1040] Wessel, W. Der erste Buchdrucker der Stadt Kassel, Wilhelm Wessel, stammte vermutlich aus Bremen, wo seit 1574 Arnd Wessel, Bremens erster Buchdrucker, eine Offizin besaß. Schon 1593 hatte Wilhelm Wessel selbst ein Buch, eine lateinische Paraphrase der Psalmen drucken lassen, welches zwar bei Michael Schmuck in Schmalkalden gedruckt, wozu Wessel aber ein Privileg[1040] als Buchdrucker und Formschneider erteilt wurde. Diese Bestellung vom 10. Oktober 1594 ist das erste erhaltene hessische Druckerprivileg. Da Wessel kein begüterter Mann war, so richtete der Rektor Jodocus Jungmann auf seine Kosten eine Druckerei ein und Wessel erwarb diese für 600 Taler auf Abzahlung.

Von 1598 bis 1622 hat Wessel mehrere hunderte von Druckschriften hergestellt; außer Schulbüchern druckte er namentlich für das Collegium Mauritianum und ihm vom Landgrafen Moritz, seinem Gönner, aufgetragene gelehrte Schriften und Deduktionen.

Wessel, der übrigens auch ein geschickter Formschneider war, starb 1626 an der Pest. Die Druckerei übernahm sein Sohn Johannes Wessel, der spätere Vogt in Hauneck, dann Rentschreiber in Ziegenhain und 1668 Baumeister in Kassel. Diese Aemter hinderten ihn, sich um seine Druckerei zu kümmern, er übertrug deshalb die Verwaltung seinem Druckergesellen Blasius Groß der von 1633 an sogar unter eigenem Namen druckte. Nach seinem Tode, 1635, führte die Witwe das Geschäft fort, heiratete indessen 1637 den bisher im Geschäft tätig gewesenen Drucker Jakob Gentsch. Dieser druckte unter eigenem Namen von 1637 bis 51, doch ließ er die privilegierten Schulbücher nach wie vor unter der Firma Johannes Wessel ausgehen. Wegen des Druckes der letzteren hatte er mit Jungmann lange Streitigkeiten, die zu keinem Resultate führten. Vergleichsversuche, wonach die ganze Druckerei eigentümlich an Gentsch übergehen sollte, scheiterten, namentlich da inzwischen der Konkurs über das Vermögen des Wilhelm Wessel erklärt war. Ein Teil der Wessel-Jungmannschen Druckerei ging im Konkurs in den Besitz des 1644 in Hofgeismar, seit 1650 in Kassel druckenden Salomon Schadewitz über. Gentsch druckte noch bis 1651 für die Universität, in diesem Jahre muß er gestorben sein, denn von seiner Druckerei findet sich keine Spur mehr.

Schadewitz aus Wittenberg druckte in Grebenstein von 1631 bis 1644. Er trieb hier viel unerlaubten Nachdruck in Psalterien, Rudimenta und Vocabularia latina, Katechismen etc. 1644 zieht er mit seiner Druckerei nach Hofgeismar. Seine Druckertätigkeit war dort eine sehr bedeutende, er hat hier u.a. auch einen Nachdruck der 1621 zuerst in Cöthen gedruckten ersten deutschen Uebersetzung von Cervantes Don Quichotte veranstaltet. Seit 1650 druckt er in Kassel. Neben lateinischen und deutschen erschienen bei ihm auch französische und griechische Werke. Er starb 1682, die Druckerei setzte sein Enkel Salomon Kürßner fort.

Kürßner war 1656 in Marburg geboren. 1680 hatte er zuerst in Eschwege gedruckt, ist aber dann wohl auf Veranlassung[1041] seines Großvaters nach Kassel gekommen, um hier dessen Druckerei zu übernehmen. Nach seinem Tode 1694 setzte noch bis 1699 seine Witwe das Geschäft fort. Es ist dann eingegangen, da es nicht nachweisbar ist, ob der Sohn Johann Wilhelm Kürßner, welcher seit 1703 als Drucker vorkommt, sie fortsetzte.

Quellen: Könnecke, Hessisches Buchdruckerbuch, Marburg 1894.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1040-1042.
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