[44] Anchises (Gr. M.), Sohn des dardanischen Königs Capys und der Themis, des Ilus Tochter, hütete, wie so häufig die königlichen Helden des Alterthums, die Rinderheerden seines Vaters am Ida. Jupiter selbst legte ihm und der Venus sehnsüchtiges Verlangen in die Herzen, und die Frucht ihrer Neigung war ⇒ Aeneas. Die Göttin weissagte dem A. das Schicksal dieses ihres Sohnes, und verlangte, dass er ihn für den Sohn einer Nymphe ausgebe, wenn er nicht wolle, dass Jupiters Blitz ihn zerschmettere. A. verschaffte sich heimlich sechs Füllen von den Pferden, welche Jupiter dem Trojaner-Könige Laomedon zum Ersatz für den geraubten Ganymedes gegeben, und erzog zwei dieser Thiere zu Schlachtrossen, welche er später dem Aeneas als sein Gespann für den Streitwagen gab. Die Liebe der Göttin verschloss er lange in seiner Brust, bis er einst, vom Weine erhitzt, ausplauderte, was am Ida geschehen; Venus eilte zu Jupiter, dieser schleuderte seinen Donnerkeil nach dem Frevler, allein die liebende Göttin hielt noch seinen Arm auf, so dass nur Lähmung, nicht Tod, die Wirkung des schrecklichen Geschosses war. Ueber seinen Tod und den Ort, wo er begraben wurde, sind die Schriftsteller uneins; in Sicilien stiftete Aeneas seinem Vater feierliche Leichenspiele. Eine Tochter des A., doch von einer andern Mutter, war Hippodamia, Gemahlin des Trojaners Alcathous, welchen Idomeneus tödtete.