Andromache

[45] Andromache (Gr. M.), die berühmte Gattin des trojanischen Helden Hector, Tochter des Königs Eetion von Theben. Die rührendsten, anmuthigsten Stellen der Ilias (VI, 390 ffg.) haben die hingebende Liebe der A. zu Hector zum Gegenstande, und beweisen, mit welchem Gefühl der Dichter selbst dieses Thema aufgefasst. Ihr Schicksal war höchst traurig. Den Gatten musste sie von dem wüthenden Achilles durch das weite Feld um Troja schleifen, ihren Sohn von einem Thurme herabstürzen sehen, dann warf das Loos sie in die Hände des Sohnes ihres fürchterlichsten Feindes, in die Hände des Pyrrhus, der sie als seine Sklavin behandelte, und nachdem er mit ihr den Pergamus, Molossus und Pielus erzeugt, sie, um seiner eigenen Verheirathung mit Hermione willen, an seinen Sklaven, den Helenus, Hectors Bruder, verheirathete. Dennoch schwebte die noch immer sehr schöne Frau in Gefahr, ein Opfer der Eifersucht der Hermione zu werden, hätte nicht das Volk sie laut in Schutz genommen. Wenig änderte sich ihre Lage dadurch, dass Orestes mit seinen Ansprüchen an Hermione auftrat, den Pyrrhus tödtete und die Geliebte mit sich hinwegführte. Doch später ward sie befreit und ihr mit ihrem Gatten Chaonien in Epirus zum Wohnsitz angewiesen, wo sie ein kleines Reich beherrschten. Virgil lässt den Aeneas sie dort besuchen; er traf A., wie sie dem unvergessenen Gatten ein Denkmal aus Rasen und zwei Altäre erbaut hatte und seine Manen herrief zu dem leeren Grabmal. Zuletzt soll A. mit ihrem Sohne Pergamus nach Asien zurückgegangen und dort gestorben sein; sie ward nach ihrem Tode vergöttert.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 45.
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