[55] Apaturien (Gr. Festbrauch.), ein athenisch-jonisches Volksfest, dessen Name von ungewisser Entstehung ist. Am wahrscheinlichsten nimmt man an, dass der Name mit dem der Phratrien, den Unterabtheilungen der athenischen Volksstämme, zusammenhängt, und ein Vereinigungs-Fest dieser Phratrien anzeigt, die an diesem Feste ihre gemeinschaftlichen Verhältnisse auf ähnliche Art ordneten, wie an den ⇒ Amphidromien die Familien die ihrigen. Dass es dabei an Schmausereien und gutem Weine nicht fehlen durfte, versteht sich nach dem Charakter der griechischen Feste von selbst. Das Fest fiel in den Monat Pyanepsion, der um die Mitte Septembers begann, währte drei Tage und gehörte den Athenern und allen von Athen ausgezogenen Joniern, mit Ausnahme der Ephesier und Colophonier, gemeinschaftlich an. - Der Begriff von Apate (Täuschung, Betrug) liegt dem Beinamen Apaturia zu Grunde, den wir sowohl der Venus, als der Minerva beigelegt finden. Man sagte nämlich von Venus, sie sei in der Gegend von Phanagoria im taurischen Chersones von den Giganten angefallen worden und habe den Hercules zu Hülfe gerufen, der dann die Göttin in einer Höhle verbarg, in der sie die nach einander ihr nahenden Giganten dem Hercules übergab, um sie auf diese Art durch Betrug umzubringen; von Minerva aber, sie habe Aethra, die Tochter des Königs Pittheus von Trözen, durch einen Traum getäuscht, in welchem sie sie aufforderte, in ihren Tempel auf der Insel Sphäria zu kommen, wo dann Neptun der Aethra beiwohnte. Ohne Zweifel verdanken beide Mythen ihre Entstehung dem Glauben, dass jene Göttinnen, in Phanagoria Venus, in Trözen Minerva, zur Stiftung und Erhaltung der Geschlechter, Phratrien, mitgewirkt haben und noch mitwirken. Desshalb mussten auch die trözenischen Jungfrauen vor ihrer Verheirathung im Tempel der Minerva Apaturia dieser Göttin ihren Gürtel weihen.