Cadmus

Fig. 63: Cadmus
Fig. 63: Cadmus

[119] Cadmus, (Gr. M.), Sohn des Agenor und der Telphassa oder Antiope. Agenor, König von Phönicien, hatte ausser vier Söhnen eine überaus schöne Tochter, Europa, welche Jupiter in Gestalt eines Stieres entführte. Als der verzweifelnde Vater seine Gattin und Söhne ausschickte, um sie zu suchen, und ihnen den Befehl ertheilte, nicht ohne dieselbe wieder zu kommen, gelangte C. mit seiner Mutter nach Thracien, woselbst diese starb. Von den gastfreien Thraciern freundlich entlassen, ging er nach Delphi, um durch das Orakel zu erfahren, wo seine Schwester wohl zu suchen sei, erhielt aber statt aller Auskunft den Rath, sich keine Mühe zu geben, sondern einer Kuh zu folgen und sich dort niederzulassen, wo diese ermattet hinsinken würde. Es geschah; die Kuh durchlief ganz Böotien und fiel da nieder, wo die Stadt Theben erbaut wurde. Nun wollte C. die Kuh der Minerva opfern, und sandte einige seiner Begleiter, um aus der Quelle des Mars Wasser zu holen. Diese aber war von einem Sohne des Gottes, von einem Drachen bewacht, welcher mehrere der Abgeschickten zerriss, worauf C., von Minerva unterstützt, den Drachen erschlug, ihm die Zähne ausbrach und diese auf den Rath der Göttin säete. Aus dieser Saat wuchsen geharnischte Männer auf, welche einander gegenseitig tödteten; nur fünf von den gesäeten Männern (Sparten) blieben übrig: Echion, Udäus, Chthonius, Hyperenor und Pelor, und von ihnen leiteten die Thebaner ihre fünf Stämme ab. C. musste für seinen an dem Drachen des Mars verübten Mord dem Gotte acht Jahre dienen, dann aber hatte sich dieser mit dem Helden so vollkommen versöhnt, dass er ihm seine und der Venus Tochter, Harmonia, zur Gattin gab; Minerva übertrug ihm das Königreich. Die Götter alle aber kamen vom Olymp zur Hochzeitfeier, welche auf das Herrlichste begangen ward, indem jeder Gott dem Brautpaar Geschenke brachte. C.' Kinder waren: Polydorus, Autonoë, Ino, Semele und Agave. C. zog nach einer Reihe von Jahren aus Theben weg und in hohem Alter starb er zugleich mit seiner Gattin oder sie wurden, wie Ovid berichtet, in Schlangen verwandelt. Er ist einer der berühmtesten Stammhelden Griechenlands, lehrte die Griechen den Gebrauch des Erzes zu Waffen und Ackergeräthschaften, und führte auch die Buchstabenschrift bei ihnen ein. Unser Bild zeigt nach einem Vasengemälde, wie C. den erwähnten Drachen mit Steinwürfen tödtet; die beiden Frauen zu seinen Seiten wollen das Opfer besorgen, das er bringen soll.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 119.
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