Canobus

Fig. 66: Canobus
Fig. 66: Canobus

[123] Canobus, (Aegypt. M.), ursprünglich Name einer Stadt, nahe an einer der Mündungen des Nil, welche davon die canobische heisst: dann wurde ein C. erdichtet, welcher als Steuermann mit Menelaus nach Aegypten gekommen, und zu dessen Ehren die Stadt C. von den Spartanern benannt worden sei. Ihm gesellte man ein Weib Menuthis zu (Name eines Fleckens in der Nähe der Stadt C.), und diese beiden sollen am Gestade, zehn Meilen von der Stadt, göttlich verehrt worden sein. Den Namen C. gab man dann auch einer Art von Krügen mit kurzen Füssen, weitem Bauch, engem Hals und einem Kopf darauf, welche zum Seihen des Nilwassers dienten und das Bild des angeblichen Gottes C. sein sollten. In später Zeit erzählte man, das Schiff des Osiris sei dasselbe gewesen, das die Griechen Argo genannt hätten, C. sei sein Steuermann gewesen, und beide, Schiff und Steuermann, seien als Sterne an den Himmel versetzt. Der grosse Stern dieses schönen Bildes heisst C. und steht am Steuerruder. Strabo sagt: »Es ist hier (zu Canobus) ein Tempel des Serapis, der mit so vieler Ehrfurcht besucht wird, dass auch die würdigsten Männer sich sehr ehrerbietig in seinem Dienst beweisen, und oft hier im Tempel schlafen, um für sich und Andere die Zukunft zu erfahren. Dieser Tempel des Serapis soll nun ein Tempel des C. gewesen sein, und dieser mit seiner dickbäuchigen Gestalt war, nach freilich sehr schwankenden Schlüssen, ein Symbol der Fruchtbarkeit, und sein Gebrauch zu Wassergefässen eine Heiligung sowohl, als eine Reinigung des Nilwassers.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 123.
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