Cecrops

[126] Cecrops (Gr. M.),

1) ein Autochthon, der angebliche Gründer von Athen, dessen Burg lange noch Cecropia hiess. Er war aus der Erde hervorgewachsen, halb Mensch, halb Drache, doch hatte das feindliche Princip seinen Geist nicht verunziert; er war ein gerechter, ehr- und friedliebender Regent, und schenkte jedem Klagenden freundlich Gehör, darum wandten sich auch die Götter an ihn um Zeugniss. Unter seiner Regierung gefiel es den Bewohnern des Olymp, sich Städte auszusuchen, in denen sie vorzugsweise ihre Verehrung beobachtet zu sehen wünschten. So kam denn Neptun zuerst nach Attica, erschütterte mit seinem mächtigen Dreizack den Boden auf der Burg, und siehe, es entstand eine Quelle, die Meerwasser enthielt und welche man die erechtheïsche nannte. Somit glaubte er Besitz von der Stadt genommen zu haben; allein Minerva kam, und es sprosste unter ihrem Fusstritt der Oelbaum auf; sie nahm C. zum Zeugen, dass sie es gewesen, welche der Stadt zuerst eine Wohlthat erwiesen. Minerva und Neptun, stritten also über den Besitz der Stadt, und auf C'. Zeugniss ward sie der Minerva zuerkannt, welche sie nunmehr nach sich, nach ihrem griechischen Namen Athene, benannte. - C. vermählte sich mit Agraulos, der Tochter des Actäus; ihre Kinder waren: Agraulos, Pandrosos und Herse, und ein Sohn Erysichthon. Auch verordnete er, dass man Jupiter als den höchsten Gott verehre, die Thieropfer abschaffe und nur Schaubrode auf den Altar lege; er milderte die Sitten des rohen Volkes, und führte manche fremde, zum Theil aus Aegypten stammende Gebräuche ein.

2) C., der siebente König von Attica, Sohn des Erechtheus und der Praxithea, Vater des zweiten Pandion.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 126.
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