[160] Deïphobe (Röm. M.), eine berühmte Sibylle, zu Cumä in Unteritalien in dem prachtvollen, doch einsamen Tempel wohnend, den Dädalus dem Apollo geweiht, als er nach glücklich zurückgelegter Bahn die Flügel, auf denen er daher gekommen, dem Sonnengotte geschenkt. Zu ihr kam Aeneas; sie unterrichtete ihn, was er auf seinem Wege zur Unterwelt zu thun habe, und geleitete ihn selbst dahin. Sie lebte, als Aeneas kam, schon 700 Jahre, und soll noch 300 Jahre gelebt haben, auch dieselbe gewesen sein, welche zu dem römischen Könige Tarquinius kam und ihm neun Bücher mit Orakelsprüchen zum Kaufe bot, doch einen so ungeheuren Preis dafür forderte, dass Tarquinius den Kauf nicht einging, worauf sie drei davon in's Feuer warf und für die sechs übrigen dasselbe verlangte, endlich noch drei vernichtete und für die übrig bleibenden wieder denselben Preis wollte, worauf Tarquinius sie mit Bewilligung des Senats kaufte, und sie von nun an in zweifelhaften Fällen als entscheidende Orakel gebraucht wurden. - Die Namen dieser Sibylle und die Ursache ihres hohen Alters werden verschieden angegeben; das letztere soll sie sich von Apollo für ihre Gunst erbeten, doch vergessen haben, auch um bleibende Jugend zu bitten, daher der verhoffte Lohn ihr zur Strafe wurde.