Dodona

[171] Dodona (Gr. M.), uralte Stadt in Epirus, mit dem ältesten griechischen Orakel, das auch in späterer Zeit immer noch an Rang das nächste nach dem delphischen war, dem Jupiter heilig. Ueber die Entstehung des Heiligthums hatten die Griechen selbst die widersprechendsten Nachrichten, nach Einigen war es eine Gründung der Pelasger; nach Anderen waren von Phöniciern zwei heilige Frauen aus Theben in Aegypten entführt worden, von denen die eine das Orakel in D., die andere das des Jupiter Ammon gegründet hatte; wieder Andere melden, eine schwarze Taube sei aus Theben in Aegypten geflogen gekommen, habe sich auf die Eiche zu D. gesetzt und zu weissagen angefangen. Auch über die Art, wie die Orakel gegeben wurden, sind wir nur mangelhaft unterrichtet. Das Rauschen des Windes in den Zweigen der heiligen Eiche, die man als Jupiters Wohnstätte ansah, scheint dabei die bedeutungsvollste Erscheinung gewesen zu sein: die Priester hatten dieses Rauschen zu deuten. In späterer Zeit wurde das Orakel von Priesterinnen verkündigt. Auch ist öfters die Rede von einem dodonäischen Erze, als Weissage-Mittel, worüber folgendes gemeldet wird: Es war ein Apparat, bestehend aus zwei Gestellen, auf deren einem ein Becken von Erz, auf dem andern ein Knabe mit einer Geissel in der Hand stand. Da es zu D. sehr windig war, pflegte die Peitsche häufig an das Becken anzuschlagen, wovon der Klang dann als göttliches Zeichen gedeutet wurde.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 171.
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