Druidinnen

[174] Druidinnen, dem gallischen Priesterstand, angehörige Frauen. Ihre Hauptobliegenheiten beschränkten sich darauf, die Gestirne und die Eingeweide der Opferthiere zu befragen, gewissen Opfern vorzustehen, geheimnissvolle Gebräuche zu versehen und Orakel zu ertheilen. Ihre Gesetze waren übrigens seltsam und widersprachen sich oft. An einem Ort weihten sie sich einer fortwährenden Jungfräulichkeit; anderswo, obgleich verheirathet, verpflichteten sie sich zu langer Getrenntheit. Bei den Namneten wohnten auf einem der Inselchen, welche die Loire bei ihrer Mündung bildet, Priesterinnen, welche zu bestimmten Zeitpunkten selbst ihre Gatten auf dem festen Lande besuchten. Aber dieser Besuch geschah nur bei Nacht und musste vor der Morgendämmerung zu Ende sein. In ihren Festen, wo Blut floss, waren sie gezwungen, Mörderinnen oder Opfer zu sein. Manchmal wohnten sie nächtlichen Opfern bei, wo sie ganz nackt, eine Fackel in der Hand, mit schwarz gefärbtem Körper und verwirrten Haaren, sich in wahnsinnigem Taumel bewegten. Unter die berühmtesten D. zählte man die neun schrecklichen Jungfrauen der Insel Seyn an der Spitze von Armorica (auf der Küste Finisterre nicht weit von Sainte-Croix).

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 174.
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