[213] Gaue, (Frau), (Deutsche M.), eine Göttin der fruchttragenden Erde. Noch im vorigen Jahrhundert waren in einigen niederdeutschen Gegenden Spuren des Glaubens an sie zu finden. Wenn die Schnitter, heisst es, daselbst den Roggen mähen, lassen sie etliche Halme stehen und binden Blumen dazwischen, und nach vollendeter Arbeit sammeln sie sich um die stehen gebliebenen Büschel, fassen die Roggenähren an und haben dreimal zu rufen: »Frau Gaue, holt Euch Futter, diess Jahr auf dem Wagen, das andere Jahr auf dem Karren.« In der Umgegend von Hameln herrschte die Gewohnheit, dass, wenn ein Schnitter beim Binden eine Garbe überging, oder sonst auf dem Acker etwas stehen liess, ihm spottweise zugerufen wurde: »Soll das die F. G. haben?« - Manche zweifeln übrigens, ob der alte Ausdruck Fru oder Fro wirklich ein weibliches Wesen und nicht vielmehr einen Herrn anzeige, und ob Gaue nicht bloss eine mundartliche Abänderung von ⇒ Wodan sei.