[246] Herli Kan, (Kalm. M.), der Fürst der Hölle; ein fürchterlicher, grausamer und boshafter Gott, welcher Richter der Menschen ist, indem die Kalmücken glauben, dass die andern Götter zu viel Güte haben, um die Schuldigen zu verurtheilen. Um seine Gnade zu erflehen, werden ihm häufig grosse Opfer gebracht; sechzehn Richter stehen ihm zur Seite, davon die Hälfte dem männlichen, die andere dem weiblichen Geschlechte angehört. Unser Bild gibt eine Vorstellung dieses Götzen nach einem kalmückischen Originalgemälde; die mittelste Figur ist dieser Fürst der Hölle, er ist in ein tiefes Blau gekleidet und hat die grellsten Formen; der Kopf, wenn er nicht gehörnt wäre, würde einer Katze im wildesten Zorne ähnlich sein; die Augen sind roth, ebenso die Nasenspitze, die Augenbrauen scheinen kleine Flammen zu sein, ein drittes Auge befindet sich auf der Stirn des Götzen, welche mit fünf Todtenköpfen gekrönt ist; ein Gürtel, ein Halsband, Ohrringe, Arm- und Beinspangen schmücken den feisten Körper; in seiner Rechten trägt er eine Keule, welche in einen Todtenkopf ausgeht, die Linke schwingt ein paar Stricke. An Händen und Füssen hat der Götze lange Krallen, er steht auf einem Thiere, das die grösste Aehnlichkeit mit einem Schweine hat; auf demselben ihm zur linken Seite steht eine zweite Figur, aussehend, wie bei uns der Volksglaube den Teufel darstellt; dieser Teufel, gleichfalls blau wie die Mittelfigur, scheint der letzteren ein Gefäss mit einer rothen Flüssigkeit zu bieten; man glaubt, in dem Gefäss einen Hirnschädel mit Blut gefüllt zu sehen. Auch dieser Götze hat drei Augen und ist mit Todtenköpfen gekrönt; in der linken Hand hält er eine Fahne, mit einem Todtenkopf an der Spitze des Schaftes und einer dreizackigen Gabel. Der obere Theil des Körpers ist durch eine flatternde Thierhaut verhüllt. Das Thier, auf welchem beide Figuren stehen, ist zweifelhaft; es schreitet über eine liegende menschliche Figur hin, die den einen Fuss dieses Thieres in der Hand hält.
Brockhaus-1911: Kan. · Kan-su · Kan
Meyers-1905: Kan [2] · Kan. · Kān · Kan [1]
Pierer-1857: Kan-Kou-Choui · Kan-su · Kan-tscheu · Kan · Kan Tapolcza · Kan-Kiang
Vollmer-1874: Kan Sjoo Sjoo