[254] Holzweibchen (Germ. M.). Im heidnischen Glauben der alten Deutschen spielten weise Waldfrauen eine grosse Rolle, die dann in den Zeiten des Christenthums bald in schreckliche wilde Weiber, bald in neckende, zum Theil auch selbst geneckte H. verkehrt wurden. Im Frankenwalde lässt man noch heute bei der Flachsernte drei Hände voll Flachs für die H. auf dem Felde liegen: ein Ueberrest älterer, höherer Verehrung. Die H. sind klein von Gestalt, grau, ältlich, haarig, in Moos gekleidet, daher sie auch Moosweibchen heissen. Sie nahen sich den Holzhauern und bitten um etwas Essen, holen es auch wohl aus den Töpfen weg, doch ersetzen sie es auf andere Art, nicht selten durch gute Rathschläge; immer aber äussern sie grosse Angst vor dem wilden Jäger, der sie verfolge. Daher hauen die Holzhauer im Voigtlande drei Kreuze in den Stamm, den sie gefällt haben; in diese setzen sich die H. und haben hier Ruhe vor dem wilden Jäger, der auf allen seinen Wegen dem Kreuz ausweicht.